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Wednesday, 3.07.2024
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Ab dem 1. November wird der deutsche Reisepass biometrisch hochgerüstet: Auf einem Chip wird zunächst nur ein digitales Foto gespeichert, später sollen Fingerabdrücke und Irisscan hinzukommen. Der so genannte E-Pass soll 59 Euro kosten.

Ab dem 1. November werden die neuen Reisedokumente mit biometrischen Daten ausgegeben, sagte Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) am Mittwoch in Berlin.

Die Reisepässe werden demnach einen Chip enthalten, in dem zunächst nur ein digitales Foto mit den Gesichtsmerkmalen des Passinhabers gespeichert wird. Dafür wird ein frontal aufgenommenes Passbild benötigt. Anfang 2007 sollen auch zwei Fingerabdrücke digital integriert werden, später ein Scan der Iris. Der so genannte E-Pass soll wegen des technischen Aufwandes 59 Euro kosten und wie bisher zehn Jahre lang gültig sein. In der Vergangenheit hatte es Gerüchte gegeben, der E-Pass werde 70, 130 oder sogar 300 Euro kosten. In dem Preis ist die Verwaltungsgebühr enthalten. Für Jugendliche soll der Pass nur fünf Jahre gültig sein und 37,50 Euro kosten. Schily betonte, er sehe keine Kostensteigerungen, wenn ab 2007 neben dem Gesichtsbild weitere Merkmale im Pass gespeichert werden.

Damit liege Deutschland international im unteren Bereich, so Schily: Biometrische Pässe kosteten in den USA voraussichtlich etwa 75 Euro und in Großbritannien 103 Euro. Bereits ausgegebene Pässe werden auch nach dem 1. November 2005 ihre bis zu zehnjährige Gültigkeit behalten.

Kein Ärger mit Amerika

Schily versicherte, es werde keine Speicherung der biometrischen Daten in einer bundesweiten und EU-weiten Zentraldatei geben. Bis 2008 sollen die Grenzkontrollpunkte flächendeckend mit Lesegeräten für den E-Pass ausgestattet werden. Die Planungen für den E-Pass waren im Zuge der Terroranschläge vom 11. September 2001 vorangetrieben worden. Mit dem Pass könnten Täuschungen über die Identität verhindert werden, betonte Schily.

Durch die Einführung des E-Pass scheint auch der Visastreit mit den USA entschärft. Nach der bisherigen Frist läuft die Visafreiheit für Reisende aus der EU am 26. Oktober aus. Nach diesem Termin hätten nur noch Inhaber der neuen elektronischen Pässe ohne Visum in die USA einreisen dürfen. Schily betonte hingegen, durch die Ausgabe der neuen Pässe sei sichergestellt, dass auch Bundesbürger mit alten Reisepässen weiterhin ohne Visum in die USA dürfen.

Die USA verlangen, dass Länder, die weiterhin am Programm für visafreies Reisen teilnehmen wollen, bis zum 26. Oktober mit der Ausgabe biometrischer Pässe begonnen haben müssen. "Theoretisch kann man mit dem alten, bloß maschinenlesbaren Pass noch bis zu zehn Jahre ohne Visum einreisen", sagt eine Sprecherin der US-Botschaft in Berlin. Allerdings sei nicht auszuschließen, dass die US-Regierung diese Spanne mit einer Übergangsregelung reduziert.

Pass ist nicht gleich Pass

Wenn in Deutschland vom Reisepass gesprochen wird, ist bisher der 1988 eingeführte, bordeauxrote EU-Pass gemeint. Er ist 32 Seiten dick, maschinenlesbar und für Antragsteller ab 26 Jahren zehn Jahre gültig, für jüngere Menschen sind es fünf Jahre.

Diese Frist steht allerdings buchstäblich nur auf dem Papier, wenn das Zielland zum Einreisezeitpunkt mindestens sechs Monate Gültigkeit vorschreibt. So halten es etliche Staaten. Betroffene sollten die genaue Regelung bei der jeweiligen Botschaft erfragen, rät das Auswärtige Amt in Berlin.

Neben dem Basismodell gibt es Sonderformen des Reisepasses. So wurden vor anderthalb Jahren eine 48 Seiten dicke Variante für Vielreisende sowie der so genannte Expresspass eingeführt. Dieser gleicht dem Standardpass, wird aber dank eines digitalen Antragsverfahrens innerhalb von drei Tagen ausgeliefert. Sonst sind elf Tage üblich. Die Gebühr erhöht sich durch diese Beschleunigung auf 58 Euro oder 80 Euro bei der dickeren Variante.

Was nach der Einführung des biometrischen Reisepasses aus dem "Expresspass" und dem vorläufigen Reisepass wird, ist beim Bundesinnenministerium in Berlin noch nicht in Erfahrung zu bringen. Keine Änderungen über die Einführung biometrischer Merkmale hinaus dürfte es dagegen beim Zweitpass geben, denn dabei handelt es sich, dem Namen entsprechend, schlicht um einen zweiten Reisepass.

Quelle: manager-magazin, 01.06.2005

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