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Thursday, 19.09.2024
eGovernment Forschung seit 2001 | eGovernment Research since 2001
Für Yves Bahizi ist das Internet "die Erfindung des Jahrhunderts". Zwei Mal täglich steht der 31-jährige Flüchtling in der kenianischen Hauptstadt Nairobi per Mail in Kontakt mit seiner Familie im Bürgerkriegsland Ruanda. Am Bildschirm verfolgt er Nachrichten aus der Heimat, liest afrikanische Tageszeitungen. Seit kurzem interessiert er sich für Kanada. "Ich werde bald dorthin auswandern, und ich muss ja wissen, in welches Land ich komme", erzählt er. Seit Mitte der 90er Jahre das Informationszeitalter in Afrika begonnen hat, gibt es bei der Nutzung des Internet einen rasanten Aufschwung. Einer kürzlich veröffentlichten UN-Studie zufolge wuchs die Zahl der privaten Internetnutzer in den vergangenen 18 Monaten um ein Fünftel. Allein in Kenia waren im Jahr 2001 eine halbe Million Menschen online - zweieinhalb Mal so viel wie im Jahr zuvor, schätzt die Internationale Telekommunikationsunion (ITU) in Genf. 1999 waren es nur 35 000.

Allerdings: Die afrikanischen Dörfer bleiben auch für das Internet, wo sie sind - abgelegen. Telefonanschlüsse und damit der Zugang beschränken sich oft auf größere Städte und sind überdies für die meisten Afrikaner unbezahlbar. So war 2001 in einem Land wie Kenia mit rund 32 Millionen Einwohnern nur jeder Hundertste Telefonkunde, Mobilkunden eingeschlossen.

Begrenzte Wachstumsmöglichkeiten

Für Gunnar Hillgartner von AfricaOnline, einem der größten Internet-Provider des Kontinents, ist das Wachstum des Marktes begrenzt: "Nach einigen Jahren des steilen Aufwärtstrends haben wir vor etwa zwei Jahren ein Plateau erreicht", sagt er. "Jetzt geht es darum, neue Märkte zu finden." Noch mehr Internetcafés einzurichten, sei nicht profitabel.

Die meisten Besucher der Cafés nutzen zudem hauptsächlich die elektronische Post. "An Recherchen im Internet sind nur sehr wenige interessiert", sagt der kenianische Lehrer David Kimani, der Kinder in der Nutzung des Internet unterrichtet. Pater Eugene Birrer, zu dessen Selbsthilfeprojekt in Nairobi das Cybercafé des ruandischen Flüchtlings Bahizi gehört, bestätigt das: "Die meisten Leute haben zu Hause kein Telefon. Für die ist das das Postbüro." Bahizi ist die Ausnahme.

Armut, Analphabetismus und mangelnde Infrastruktur stehen in weiten Teilen Afrikas der Chance, im globalen Dorf zu wohnen, noch entgegen. Doch Afrika holt auf: Im Juni hat Senegals Präsident Abdoulaye Wade ein 650 Millionen US Dollar teures Hochgeschwindigkeits-Unterwasserkabel durch die Ozeane rund um Afrika mit einem Gespräch nach Malaysia eröffnet.

Das Kabel, über das rund zwölf Millionen Anrufe gleichzeitig abgewickelt werden können, soll für 25 Jahre von afrikanischen Betreibern verwaltet werden. Afrikaner haben damit schnellere und billigere Möglichkeiten zu telefonieren oder zu surfen. Nach Schätzungen von Finanzexperten spart der Kontinent dadurch jährlich etwa 300 Millionen US-Dollar, denn der Leitungsumweg über Europa oder Amerika entfällt.

Autor: Markus Pilzweger

Quelle: PC Welt, 29.10.2002

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