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Saturday, 29.06.2024
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30 Prozent aller registrierten US-Wähler sollen ihre Stimme mittels Wahlmaschinen abgeben | Wettkampf zwischen Papierausdruck oder Wahl ohne Beleg | Zuständige Kommission rechnet mit Problemen

Die Präsidentschaftswahlen in den USA werden nicht nur den US-Präsidenten für die nächsten Jahre bestimmen, sondern womöglich auch über die Zukunft der elektronischen Wahlmaschinen entscheiden. Um die 30 Prozent aller registrierten US-Wähler werden laut Election Data Services ihre Stimme mittels eines Wahlcomputers abgeben - damit wird diese Wahl zum größten Test für E-Voting in den USA.

Kritik gab es im Vorfeld genug und auch die Gerichte haben sich ausreichend damit beschäftigt.

Besonderes Augenmerk dürfte dieser Tage auf den US-Bundestaaten Nevada und Maryland liegen, die sich bei einem der Hauptkritikpunkte, einem Papierausdruck der abgegebenen Stimme, für zwei gegensätzliche Standpunkte entschieden haben.

Erst vor kurzem haben die größten Hersteller von US-Wahlmaschinen ihre Software zur Überprüfung und als Backup and die Behörden übergeben.

Mehr Sicherheit für US-Wahlmaschinen

Papier als "Fluch der Wahlen"

So hat Nevada an jeder Wahlmaschine einen Drucker anbringen lassen, um dem Wähler vor der endgültigen Stimmabgabe mittels Papierausdruck anzeigen zu können, für welchen Kandidaten er jetzt wirklich seine Stimme abgibt. Die Ausdrucke könnten zudem im Falle einer Neuauszählung ebenfalls von Nutzen sein.

Maryland sieht in einem Ausdruck bloß einen potentiellen Problemherd für den Ablauf der Wahl und hat sich entsprechend dagegen entschieden. Die zuständige Wahlbeauftragte Marylands, Linda Lamone, sieht im Papier "den Fluch der Wahlen" - möglicherweise ein Resultat aus den Komplikationen der Wahlen von 2000. Der Bundesstaat hat sich auch vor Gericht erfolgreich dagegen gewehrt, Drucker für Wahlmaschinen verpflichtend anbringen zu müssen.

Ted Selker von der US-Universität MIT [Massachusetts Institute of Technology] und Mitglied des MIT-CalTech Voting Projekts glaubt, dass die Papierausdrucke allerdinge mehr Probleme bringen, als sie lösen. Es sei nicht sicher, dass egal welche Technologie davor schütze, dass Menschen Fehler machten.

Papierstau und seine Folgen

Er zitiert dazu einen aktuellen Fall aus einer Vorwahl in Nevada, wo ein Papierstau den Drucker einer Wahlmaschine kollabieren ließ. Ein Zuständiger wollte mit einer Schere dem Drucker zu Hilfe kommen und zerstörte dabei einige der Ausdrucke bereits abgegebener Stimmen. Laut Selker hatte jeder 20 Drucker einen Papierstau.

Weiter Kritik an E-Voting in den USA

Weitere Problemherde

Für Beobachter sind die möglichen Probleme des E-Votings aber nur eine von vielen potentiellen Pannen bei den US-Wahlen am 2. November.

Mehr dazu in ORF.at

Help America Vote Act 2002

Im Jahr 2002 wurde mit dem Help America Vote Act 2002 [HAVA] zwar ein passendes Gesetz erlassen, dass nach dem Chaos aus dem Jahr 2000 den Wahlablauf standardisieren sollte und bestimmte Standards für Wahlmaschinen vorschreibt.

HAVA muss allerdings erst bis 2006 vollständig umgesetzt werden, die dafür zuständige Election Assistance Commission [EAC] konnte aufgrund einer neunmonatigen Verzögerung der Nominierung durch die Bush-Administration ihre Arbeit allerdings erst recht spät aufnehmen.

Dadurch gerieten auch die Staaten und die zuständigen Administratoren unter Zeitdruck für die notwendigen Adaptionen - eine weitere Quelle für Fehler, meint einer der vier EAC-Kommissionsmitglieder, Paul DeGregorio.

Er rechnet damit, dass sich die USA durch die aktuellen Wahlen durchwursteln und eine Reihe von Fehlern Grundlage für neue Erkenntnisse liefern werden. "Wir werden bei diesen Wahlen viel lernen [...] Ich bin mir sicher, dass es jede Menge Postmortems geben wird."

Quelle: futureZone, 02.11.2004

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