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Thursday, 19.09.2024
eGovernment Forschung seit 2001 | eGovernment Research since 2001
Schwergewichte wie SAP, Siemens, HP, Sun und IBM wollen auf der IT-Messe erste Lösungen vorstellen | Während die Industrie von unzähligen Anwendungsmöglichkeiten träumt, schlagen Datenschützer Alarm

Die Supermarktkassa, welche die Waren schon im Einkaufswagen abrechnet, der Chip unter der Haut, der den Notarzt sofort über Blutgruppe und Allergien informiert und der Kühlschrank, der die Milch von alleine auf die Einkaufsliste setzt - die Technik, die das alles möglich machen soll, heißt RFID [Radio Frequency Identification]. Auf der CeBIT in Hannover [10. bis 16. März] werden die winzigen Funkchips mit ihren breiten Anwendungsmöglichkeiten zu den zentralen Themen zählen.

Doch während sich die Industrie von den Funketiketten Milliarden-Einsparungen und ein großes Geschäft erhofft, verurteilen Verbraucher- und Datenschützer sie als "Schnüffel-Chips".

Derzeit treiben vor allem große Handelskonzerne wie Wal-Mart oder Metro die Technologie voran. Ihre Lieferanten sollen schon jetzt von Strichcodes zu den Radio-Etiketten wechseln. Das bringt enorme Einsparungen in der Logistik.

Funkchip-Markt steigt auf 2,8 Mrd. Dollar

Preis bereits auf 15 US-Cent gefallen

Das Geschäft mit den RFID-Chips wurde im vergangenen Jahr auf 300 Millionen Dollar geschätzt. Bis 2009 rechnet das US-Marktforschungsunternehmen In-Stat mit einem Anstieg auf 2,8 Milliarden Dollar, der Großteil davon im Handel.

Das größte Hindernis war bisher der Preis der Chips, der inzwischen von mehr als 50 auf 15 US-Cent fiel. Ab fünf Cent werde es richtig interessant, heißt es von Analysten.

Von etlichen Anwendungsfeldern ist die Rede. Ein Kasino in Las Vegas will mit RFID für fälschungssichere Spielchips sorgen. Bibliotheken könnten so ihre Bücher markieren, Gefängnisse die Häftlinge, Pharmakonzerne könnten ihre Medikamente vor Fälschungen schützen und Regierungen würden die Chips gern in Gesundheitskarten oder Reisepässen sehen.

Schon jetzt gehört die Technologie zum Alltag: Die Monatsfahrkarten der Londoner U-Bahnen haben einen RFID-Chip, das Maut-System in Singapur funktioniert damit und ebenso zahlreiche Skilifte in den Wintersportgebieten der Alpen.

RFID-Tickets bei Fußball-WM 2006

Auch bei der Fußball-WM 2006 soll RFID zum Einsatz kommen. Ein in die Eintrittskarte integrierter Chip funkt am Eingang einem Lesegerät aus kurzer Distanz seine Nummer zu. Mit der Datenbank dahinter wird festgestellt, ob die Daten stimmen.

"Verwanzte Tickets" bei der Fußball-WM

CeBIT-Eintrittskarten mit Funkchips

CeBIT-Besucher werden dieses Jahr schon am Eingang mit der Technologie konfrontiert: RFID-Lesegeräte des Anbieters PCS werden berührungslos die Eintrittskarten kontrollieren.

Auch Schwergewichte wie SAP, Siemens und IBM wollen Lösungen vorstellen. Hewlett-Packard nutzt die Chips im Vertrieb von Druckern und will auf der CeBIT über die Erfahrungen berichten.

Den kompletten Prozess vom Druck eines Labels über das Beschreiben eines Transponders bis zum automatischen Lesen eines Warenausgangs zeigt das Oracle-Partner Team.

Speziell für die Konsumgüterindustrie ist ein von Sun Microsystems entwickeltes Komplett-Paket gedacht, das aus Software, Etikettendrucker und Lesegeräten besteht.

Doch Datenschützer mahnen: "Der Kunde ist sich gar nicht bewusst, was für eine gute Informationsquelle er schon ist. Wir sind jetzt schon gläserne Menschen, aber die Dimension wird mit der RFID-Technik noch einmal deutlich zunehmen."

Konsumenten sehen Funkchips skeptisch

Viele Missbrauchsgefahren

Die Datenschützer mahnen zum sorgsamen Umgang mit den Systemen. Grundsätzlich ließen sich mit RFID Daten zu Gewohnheiten und Eigenarten eines Menschen sammeln.

"Die hohe räumliche und zeitliche Dichte der Datenspuren erlaubt die nachträgliche Erstellung von personalisierten Bewegungs- und Kontaktprofilen", sagt Britta Oertel vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung [IZT].

So könnten Arbeitgeber die Technik dazu nutzen, Verhalten und Leistung ihrer Angestellten zu observieren. "Solche Daten werden gesammelt, auch wenn es verboten ist", ist Oertel überzeugt.

Quelle: futureZone, 21.02.2005

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