Ein besonderes Problem eröffnet sich für die Projektpartner dadurch, dass der sensible Justizbereich außerordentlich hohe, durch gesetzliche Regelungen festgelegte Anforderungen an Sicherheit und Authentifikation stellt. Gerade hier setzen die Forscher daher einen ihrer Schwerpunkte: Ihr Ziel ist eine höhere Sicherheit der juristischen Abläufe. Hierbei baut eJustice auf die Kombination aus mit Biometrie angereicherter Smartcard-Technologie mit den spezifischen Anforderungen der Justiz: So soll eine Chip-Karte, die so genannte Smartcard, entwickelt werden, die mittels biometrischer Daten des Inhabers diesen etwa als zugriffsberechtigten Staatsanwalt ausweist. Ein eigens eingerichteter Ethik-Beirat wacht dabei darüber, dass diese Innovationen mit demokratischen Ansprüchen, insbesondere dem Datenschutz, in Einklang gebracht werden.
Die Forscher erwarten, dass das auf mehrere Jahre angelegte Projekt zu europaweit einheitlichen Qualitätsstandards und einem paneuropäischen Austausch von Juristen führen wird. Den EU-Bürgern soll ein verbesserter Zugang zu juristischen Verfahren und Informationen eröffnet werden. Vor allem sollen die Abläufe in den Gerichten transparenter und so verständlicher werden: So könnte in Zukunft der Lauf einer Akte und damit der Fortgang eines Verfahrens von den beteiligten Parteien leichter nachvollzogen werden.
Für eJustice konnte ein hervorragend qualifiziertes europäisches Konsortium gewonnen werden, das die Wertschöpfungskette vom mittelständischen Unternehmen bis zum Verfassungsorgan in sechs Ländern der Europäischen Union repräsentiert. Erstmals arbeiten in diesem Rahmen Saarbrücker Wissenschaftler des Instituts für Rechtsinformatik der Universität des Saarlandes (Direktoren: Prof. Maximilian Herberger und Prof. Helmut Rüßmann), des Instituts für Wirtschaftsinformatik am DFKI (Wissenschaftliche Leitung: Prof. August-Wilhelm Scheer) sowie des Max-Planck-Instituts für Informatik (Direktor: Prof. Thomas Lengauer) zusammen. Außer diesem starken Saarbrücker Team gehören zum Konsortium Institutionen wie das deutsche Bundesverfassungsgericht, das österreichische Bundeskanzleramt, international operierende Unternehmen wie SAP, UNISYS und Thales sowie eine Reihe anwendungsnaher öffentlicher Organisationen.
Quelle: Informationsdienst Wisssenschaft, 26.05.2004