"Der Überwachungsdruck auf die Bevölkerung wird verstärkt", erklärte Weichert zudem. Beispiele seien die Kontodatenabfrage der Finanzbehörden, die Software für die Arbeitslosengeldberechnung und das Mautsystem Toll Collect. Aus Datenschutzsicht seien diese Neuregelungen hoch problematisch. "Die Daten stehen zum Teil frei Haus zum Missbrauch zur Verfügung." Die Bundesbehörden neigten zu einer "Vorratsspeicherung".
Für die geplante Einführung biometrischer Pässe forderte Weichert ähnlich wie der Bundesdatenschutzbeauftragte mehr Zeit. Wesentliche Fragen seien unklar, das Sicherheitskonzept nicht ausreichend. "Es muss diskutiert werden, wie Missbrauch verhindert werden kann -- etwa wie Polizeidatenbanken geschützt werden können", sagte er. Große Probleme sehe er auch beim Verfahren für die Ticketbestellung zur Fußball-Weltmeisterschaft. "Der Mensch muss sich fragen: Will ich Fußballkarten oder Privatsphäre?" Im Zweifelsfall sei Datenschutz dann weniger wichtig. Er hoffe, dass der Deutsche Fußballbund (DFB) das Verfahren nachbessere. Der Datenschützer bewertete einzig die geplante Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte positiv. Hier sei gemeinsam mit dem ULD ein für den Patienten sicheres Verfahren entwickelt worden.
Auf Landesebene fiel Weicherts Bilanz positiver aus. Die Verantwortlichen seien bereit, Datenschutz frühzeitig zu berücksichtigen, sagte Weichert. Das 2002 initiierte IT-Gütesiegel sei weiter erfolgreich und ein Vorbild für ganz Deutschland. Im vergangenen Jahr wurden sieben Produkte mit dem Siegel ausgezeichnet. Weichert sagte, er rechne mit einer guten Zusammenarbeit auch mit der neuen Regierung. "Die Signale sind ermutigend."
Autor: (jk/c't)
Quelle: Heise online, 03.05.2005