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Monday, 1.07.2024
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Der Hersteller der ALG-II-Software hat die Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit abrupt beendet. T-Systems ist nunmehr für die Software allein verantwortlich - das Unternehmen soll alleine aber aufgeschmissen sein.

Die für die Entwicklung der umstrittenen Arbeitslosengeld-II-Software A2LL verantwortliche Firma Prosoz ist aus dem Projekt ausgestiegen. Sämtliche Liefer- und Leistungsverpflichtungen seien an die Frankfurter Telekom-Tochter T-Systems übergeben worden, sagte Prosoz-Geschäftsführer Christoph Wesselmann am Mittwoch. Ein Sprecher von T-Systems bestätigte am Mittwoch die Angaben. BA hält Ausstieg für unproblematisch

Grund für die Beendigung der Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit (BA) seien ausstehende Zahlungen für die erbrachten Leistungen. Die gewünschten Erweiterungen des Programms hätten außerdem die Existenz von Prosoz gefährdet: «Wir mussten die Notbremse ziehen», sagte Wesselmann. Die ausstehenden Zahlungen der BA seien für das Unternehmen zu einem unkalkulierbaren Risiko geworden. Die BA hat die Software bisher wegen verschiedener Unzulänglichkeit und «fehlender Funktionalitäten» noch nicht abgenommen und deshalb auch nicht bezahlt.

Ein Sprecher der BA erklärte am Mittwoch, der Wechsel habe keine Auswirkungen auf die Arbeit der kommunalen Arbeitsgemeinschaften, die mit der Software seit Jahresanfang die Arbeitslosengeld-II-Empfänger verwalten. Vertragspartner sei von Anfang an T-Systems gewesen. Falsch seien die von Prosoz behaupteten Nachbesserungs-Forderungen an dem Programm. Die BA habe immer nur auf der Erfüllung der von Anfang an vereinbarten Leistungen bestanden.

T-Systems ohne Prosoz aufgeschmissen

Prosoz aus Herten konzentriert sich mit rund 250 Mitarbeitern auf die Herstellung von Software für kommunale Belange. Im April hatten Medien bereits über das Aus für das Unternehmen spekuliert. Mit der Übergabe des A2LL-Projekts an T-Systems sei die Pleite aber abgewendet, versichert Prosoz. Die «wirtschaftliche Basis» sei durch die Vereinbarung mit der Telekom-Tochter und der BA «gesichert». «Wir haben mit der neuen Vereinbarung einen sehr guten Weg für alle Beteiligten gefunden», sagte Prosoz-Chef Wesselmann.

Bei T-Systems hält man den Ausstieg von Prosoz für unkritisch. «Auch in der neuen Konstellation werden wir konstruktiv gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit die noch ausstehenden Software-Ergänzungen für dieses komplexe Projekt einführen», sagte Hans-Joachim Rudnick, der bei dem IT-Unternehmen für das A2LL-Projekt verantwortlich ist.

CDU wirft BA Versagen vor

CDU-Arbeitsmarktsexperte Karl-Josef Laumann hält den Ausstieg von Prosoz indes für schwierig. Die BA stehe vor einem «Software-Kollaps», sagte der Politiker am Mittwoch in Berlin: «Zwar ist rechtlich nur T-Systems der Vertragspartner für die BA und damit verpflichtet, die Software weiterzuentwickeln», stellt der CDU-Bundestagsabgeordnete fest. «T-Systems hat sich beim Mautdebakel nicht unbedingt den Ruf eines zuverlässigen Vertragspartners erworben», fügt Laumann hinzu. «Ohne Prosoz dürfte T-Systems der Aufgabe nur schwerlich gewachsen sein.»

Zu verantworten hätte dies die BA, wirft Laumann der Behörde vor. Am «Ende wären die betroffenen Arbeitslosen die Gelackmeierten.» Die BA sei mit Hartz IV «heillos überfordert», stellte der CDU-Politiker fest.

Quelle: Netzeitung, 18.05.2005

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