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Monday, 30.09.2024
eGovernment Forschung seit 2001 | eGovernment Research since 2001
Für die Branche der Informationstechnik (IT) wird die öffentliche Verwaltung als Markt immer wichtiger. Von Initiativen zum so genannten E-Government versprechen sich Softwarefirmen, Computerhersteller und IT-Dienstleister lukrative Aufträge. "Ich halte Ausgaben von 10 Mrd. Euro für E-Government in Deutschland bis spätestens 2007 für realistisch", sagt Jon Abele von der Beratungsfirma Bearing Point. Auch die Marktforschungsfirma IDC erwartet saftige Aufträge für die IT-Branche, da zahlreiche Behörden in den nächsten Jahren ihre IT-Systeme modernisieren werden. IDC schätzt, dass in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien in diesem Jahr insgesamt 4,5 Mrd. Euro in derartige Projekte fließen. Die Ausgaben sollen bis 2006 um jährlich 15 Prozent steigen.

Mit solchen Wachstumsraten lockt die öffentliche Hand die IT-Industrie wie der Honig die Fliegen. Die Branche kämpft mit einer schleppenden Nachfrage aus der Wirtschaft. Zahlreiche Firmen haben wegen der Konjunkturflaute auch IT-Ausgaben zurückgeschraubt. Bei Ämtern sind Computersysteme dagegen oft so veraltet, dass die öffentliche Hand investieren muss: Die angestaubten Systeme verursachen hohe Kosten und behindern den Umbau zu einer effizienteren Verwaltung.

Die Siemens-Tochter für IT-Dienstleistungen, Siemens Business Services (SBS), erwartet im Geschäft mit dem öffentlichen Sektor in den nächsten Jahren ein stärkeres Wachstum als in der Wirtschaft. Konkurrenten setzen ebenfalls auf Behörden: "Für IBM ist die öffentliche Verwaltung der zweitgrößte Markt hinter der Industrie", sagt Eberhard Armbruster, IBM -Manager für das Geschäft mit Ämtern in Zentraleuropa.

Goldene Zeiten für Dienstleister

Von den öffentlichen Aufträgen würden laut den IDC-Marktforschern besonders Softwareanbieter und Dienstleister profitieren. Beide Bereiche sollen um über 15 Prozent pro Jahr wachsen. Die Ausgaben von Behörden für Computer steigen laut IDC um etwa zehn Prozent jährlich.

Um die Aufträge bewerben sich Softwarekonzerne wie SAP und Microsoft genauso wie kleinere Spezialanbieter wie etwa Hummingbird, ein Experte für Dokumentenmanagement, oder der Linux-Anbieter Suse. "Man muss sich jetzt aufstellen, um dabei zu sein", sagt Uwe Weimer, Zentraleuropachef von Hummingbird. Auch Beratungsfirmen wie Bearing Point, CSC , IBM Global Services oder Accenture buhlen um die Gunst der Bürokraten und stecken bereits in vielen Projekten. CSC macht nach eigenen Angaben 25 Prozent des Gesamtumsatzes mit öffentlichen Aufträgen. Im Geschäftsjahr 2002 lag der CSC-Umsatz bei 11,4 Mrd. $. SBS erwirtschaftete 2001 etwa 1 Mrd. $ des Gesamtumsatzes von 5,8 Mrd. Euro im Geschäft mit der öffentlichen Hand - Tendenz steigend. In Deutschland beschäftigt derzeit das Projekt "Bund online 2005" die IT-Industrie. Bearing Point, IBM und die deutsche CSC-Tochter CSC Ploenzke haben Teilaufträge gewonnen, um das Projekt des Bundesinnenministeriums mit Ländern und Kommunen zu koordinieren. Insgesamt sollen etwa 400 Dienstleistungen wie Bafög- oder Rentenanträge onlinefähig werden. Die Investitionen des Bundes sind mit 1,23 Mrd. Euro veranschlagt. Dazu kommen Ausgaben von Ländern und Kommunen.

Blick nach Osten

Zu den Chancen in Westeuropa erwartet die IT-Industrie gute Geschäfte in den osteuropäischen Staaten, die 2004 der Europäischen Union (EU) beitreten werden. Vor allem in Polen, Ungarn und der Tschechischen Republik sehen Dienstleister wie SBS enormes Potenzial. "Die EU-Kandidaten investieren hohe Summen, um den Beitritt vorzubereiten. Wir rechnen mittelfristig mit Ausgaben im zweistelligen Milliardenbereich", sagt Wolfgang Röcher, Direktor für E-Government bei SBS.

Auch was die Finanzierung der Projekte angesichts leerer öffentlicher Kassen angeht, hat die IT-Industrie einen Ausweg gefunden. "In Texas wird E-Government von Nutzern finanziert", sagt Bearing-Point-Manager Abele. Bürger zahlen dort für jede Transaktion 1 $. Das Angebot, das von Bearing Point aufgebaut wurde, werde sehr gut angenommen, "weil sich die Menschen einen Gang zum Amt und lange Wartezeiten sparen wollen", so Abele.

Quelle: Financial Times Deutschland

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