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Monday, 1.07.2024
eGovernment Forschung seit 2001 | eGovernment Research since 2001
Gespräch mit Robert Kolmhofer, Leiter des Studienlehrgangs "Computer- und Mediensicherheit" an der Fachhochschule Hagenberg. OÖN: Wie gläsern sind denn die Österreicher bereits?

Kolmhofer: Durch die zunehmende Vernetzung sämtlicher Datensätze sind wir schon absolut gläsern geworden. Stichwort: die umstrittene Herold-CD, auf der personenbezogene Daten vieler Österreicher gespeichert sind. Oder: Bestellt man einen Katalog bei einem Versandhaus, unterschreibt man das Kleingedruckte, wonach die persönlichen Daten weitergegeben werden können. Diesen Firmen bekommen ein Profil über die Lebensumstände des Kunden, sie wissen, wofür er sich interessiert. Über die Bankomatkarte oder die Kreditkarte bekommt die Bank ein Profil für unsere Vorlieben. Sämtliche Plastikgeldbewegungen gehen über die Firma Europay in Wien. Was ist, wenn die dort die Daten verknüpfen? Wir sind jetzt schon total gläsern, da braucht es keine e-Card, kein e-Government oder eine Go-Box mehr.

OÖN: Und unser Handy verrät zusätzlich wo wir uns aufhalten ...

Kolmhofer: Jeder Handybetreiber weiß, wo ich bin - auf wenige 100 Meter genau. Die Mobilfunkbetreiber müssen über Gerichtsbeschluss diese Bewegungsdaten herausgeben. Die Polizei nutzt diese Möglichkeit mittlerweile sehr häufig. Schon bei der Anmeldung für ein Handy muss man bei manchen Betreibern unterschreiben, dass die Bewegungsdaten vom Provider verarbeitet werden dürfen.

OÖN: Was wäre, würden Handydaten mit den Bankomatdaten verknüpft?

Kolmhofer: Ein Beispiel: Würde jemand die Bewegungsdaten und die Bezahldaten eines Menschen verbinden - etwa häufiges Bezahlen in einer Apotheke, das Handy hält sich häufig im AKH auf - und bekäme der Arbeitgeber diese Information zugespielt, er würde möglicherweise den kranken Mitarbeiter kündigen.

OÖN: Und dann sitzt der daheim und sucht im Internet einen neuen Job ...

Kolmhofer: Internet-Provider können feststellen, wohin man surft. Die Kripo verlangt solche Zugangsdaten und bekommt sie auch. Grundsätzlich sind wir gläsern. Alle was noch kommt, die e-Card, das e-Government, stellt nur eine Vereinfachung dar für jene, die ohnehin schon solche Daten bearbeiten.

OÖN: Schöne, neue Welt! Aber doch von Menschen gemacht, oder?

Kolmhofer: Das Problem ist: Irgendwo sitzt ein Sachbearbeiter, der schlecht bezahlt wird. Geld wäre eine Motivation für ihn, auf Knöpfe zu drücken, die er sonst nicht drücken dürfte. Die zentrale Datenspeicherung ist per se noch nicht kritisch, aber es gibt ein Missbrauchspotenzial. Es ist halt so: Der Mensch liefert Daten, und er missbraucht sie.

OÖN: Gibt es eine Art Vorsorge für die Privatsphäre?

Kolmhofer: Keine Wohnadresse, keine Mail-Adresse oder Telefonnummer herausrücken; weder für Bestellungen, Gewinnspiele oder Internet-Foren. Dahinter verbergen sich oft Adress-Keiler. Keine Homepages bauen mit persönlichen Daten, Mail-Adressen oder Telefonnummern. Das rächt sich in kürzester Zeit und man wird mit Werbung zugemüllt. Grundsätzlich gilt: Daten niemandem geben, von dem ich nicht weiß, wofür er sie braucht.

Quelle: OÖNachrichten, 04.02.2004

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