Tatort Hartz-IV-Software: 40.000 Verwaltungsleute sollen übers Web auf eine Informix-Datenbank zugreifen und dort die Datensätze von über 3,2 Millionen Langzeitarbeitslosen pflegen. Der Pilottest Mitte Oktober in Berlin hinterließ bei vielen Beteiligten jedoch ein flaues Gefühl in der Magengegend. Die Software strotze vor Fehlern, empörte sich eine Berliner Sozialamtsmitarbeiterin, und in der Not helfe das nur 26 Seiten starke Handbuch kaum weiter. IT-Experten der Berliner Behörden treffen Vorbereitungen, im Notfall die alte Prosoz-Amtssoftware wieder zu installieren.
Am Schlamassel bei Toll Collect und der Hartz-IV-Software A2LL lassen sich gleich mehrere Ursachen für das Scheitern von IT-Großprojekten ablesen, analysiert Stefan Krempel in der aktuellen c't. Zwei der Gründe: Die Komplexität der Projekte werde unterschätzt, von Ehrgeiz getriebene Überdimensionierung treffe auf ein Verantwortungsvakuum. Nicht umsonst heißen von der öffentlichen Hand vergebene Großprojekte in der Wirtschaft "dummes Geld". Wer trägt die Schuld daran und haben Hartz IV, Gesundheitskarte und LKW-Maut noch eine Chance?
Den Report über die IT-Großprojekte und ihr Scheitern bringt c't in der kommenden Ausgabe (ab Montag, den 1. November, im Handel):
- E-Voting in den USA, c't 23/04, S. 100
- Das Casino-Prinzip, Warum IT-Großprojekte scheitern, c't 23/04, S. 218
- Was Softwaretechnik leisten kann - und was nicht, c't 23/04, S. 224
Autor: ku/c't
Quelle: Heise online, 30.10.2004