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Wednesday, 3.07.2024
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Der französische Elektronik- und Rüstungskonzern SAGEM führt den Biometrie-Weltmarkt weit vor allen US-Anbietern an. Nach der Fingerabdruck-Datenbank des FBI modernisiert SAGEM Morpho jetzt die Systeme der britischen Polizei.

Das weltweit größte und erfolgreichste Biometrie-Unternehmen, von dem auch das System für die zentrale Fingerabdruck-Datenbank [IAFIS] des FBI stammt, hat einen Sitz in Tacoma in Florida. Ansonsten ist SAGEM Morpho, das mit der Modernisierung des FBI-Systems in den Jahren bis 2003 den größten Einzelauftrag in der jungen Geschichte der Biometrie-Branche an Land gezogen hatte, eine hundertprozentige Tochter des französischen Elektronik- und Rüstungskonzerns SAGEM.

Mit mehr als 300 Millionen Dollar entsprach der nach 9/11 [auf mehrere Jahre] verteilte Auftrag beinahe dem gesamten Biometrie-Umsatz des Jahres 2003 weltweit. Dass der Umsatz der Security-Division von SAGEM Morpho im Jahr 2004 mit 282,7 Millionen Euro gegenüber 2003 [344 Mio.] gesunken ist, erklärt der mittlerweile fertig gestellte Großauftrag des FBI.

Der größte US-Konkurrent

Das größte amerikanische Biometrie-Unternehmen Cogent konnte mit den Millionenaufträgen aus dem US-Heimatschutzministerium seinen Umsatz von knapp 40 im Jahr 2003 auf 87 Millionen Dollar 2004 steigern.

Biometrie-Reisepässe sind kein Geschäft

Millionenauftrag aus England

Im Jänner 2005 zog SAGEM Morpho einen der größten Aufträge, die in Europa zu vergeben waren, an Land. Zusammen mit dem Rüstungsunternehmen Northrop Grumman, das als Systemintegrator tätig sein wird, hat SAGEM Morpho einen Achtjahresvertrag mit der britischen Police Information Technology Organization abgeschlossen.

Der Auftrag hat einen Gesamtwert von umgerechnet 176 Millionen Euro.

Die bisher getrennt betriebenen Fingerabdruck-Informationssysteme der englischen, walisischen und schottischen Polizeibehörden werden auf einen einheitlichen Standard gebracht und dann zusammengeführt.

Das neue System IDENT1 wird dann kombinierte Suchmöglichkeiten über sechs Millionen "ten print records" ermöglichen - die seit Jahrzehnten üblichen, aufgerollten Zehnfingersätze der Polizeibehörden - aber auch eine Million Abdrücke, die in so genannten "Minutien" gespeichert werden.

Bei der Extrahierung von "Minutien" werden [verkürzt gesagt] aus bestimmten, einzelnen Charakteristika der Fingerabdrücke Prüfsummen erstellt, die weitaus weniger Speicherplatz benötigen und wesentlich schneller miteinander abgeglichen werden können als gespeicherte Bilder der Abdrücke.

Kein einheitlicher Standard

Warum sich keine dieser von so gut wie allen Biometrie-Lieferanten verwendeten Methoden allgemein durchsetzen konnte, ist relativ schnell erklärt. Die Systeme der Anbieter unterscheiden sich technisch allesamt genau darin, welche Punkte der Abdrücke mit Hilfe welcher Algorithmen eingelesen werden. Kompatibiltät zwischen den verschiedenen Systemen ist dadurch nicht gegeben.

Streit um Fingerabdrücke neu entflammt

Biometrie in der "Dritten Welt"

Die meisten Umsätze im Biometrie-Sektor, der eine weit höhere Profitrate [7,9 Prozent des Umsatzes] als alle anderen Geschäftsgebiete des französischen Unternehmens aufweist, macht SAGEM Morpho aber in Entwicklungsländern. Auf den Philippinen, in Malaysia und den Vereinigten Arabischen Emiraten werden gerade biometrische Ausweissysteme eingerichtet, wobei der Auftrag aus Manila der größte sein dürfte.

Über die engen und mehrfach signifikanten Korrelationen zwischen Armut und Biometrie berichten wir im nächsten Teil der Serie, die Biometrie-Systemen in der "Dritten Welt" gewidmet ist.

Die Umsätze von SAGEM

Quelle: futureZone, 22.03.2005

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