Die britische Regierung hat die Behörden des Landes und ihre Mitarbeiter dazu aufgerufen, sich stärker kommunikativ auf Online-Portalen wie dem Micro-Blogging-Dienst Twitter zu engagieren. "Derartige Internetdienste stellen eine sehr gute Möglichkeit dar, direkt mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten und relevante Informationen schnell und effektiv verbreiten zu können", zitiert der Guardian den ehemaligen Labour-Minister Tom Watson. Die einzelnen Regierungsabteilungen und -ministerien müssten deshalb versuchen, sich solche Dienste besser zu Nutze zu machen, um einen gegenseitigen Dialog mit den Bürgern anzuregen und eigene Anliegen effizienter in den öffentlichen Diskurs einzubringen. "Dass die staatlichen Behörden twittern, ist prinzipiell eine gute Sache. Denn auf diese Weise ist es ihnen möglich, eigene Communitys um spezifische Interessen herum zu bilden und diesen dann einen Einblick in die derzeitigen Aktivitäten der einzelnen Abteilungen zu verschaffen", so Watson.
Auslöser für den aktuellen Vorstoß in Großbritannien ist ein 20 Seiten starkes Strategiepapier, das Neil Williams, Vorsitzender im Bereich Corporate Digital Channels beim Department for Business, Innovation and Skills, kürzlich vorgelegt hat und den Bundesbehörden als eine Art Gebrauchsanweisung für den Umgang mit dem Online-Portal dienen soll. "Alles in allem ist Micro-Blogging im Vergleich zu anderen Formen der Unternehmenskommunikation ein wesentlich leichter zugänglicher und risikoärmerer Kanal", stellt Williams fest. Neben den üblichen Pressemitteilungen und Ankündigungen könnten derartige Plattformen aber auch dazu genutzt werden, um den Bürgern einen etwas persönlicheren Einblick in das Leben und die gegenwärtige Tätigkeit der Politiker zu verschaffen. In Krisenzeiten könnte Twitter zudem als eine Art Notfall-Kanal dienen, der die Bevölkerung zu jeder Zeit mit den wichtigsten und neuesten Informationen und Hilfestellungen versorgt.
In seinem Bericht weist Williams aber auch auf die Gefahren hin, die eine falsche Verwendung der Micro-Blogging-Seite in sich birgt. So rät er beispielsweise davon ab, das Twitter-Engagement zu ausgiebig zu betreiben und schlägt vor, dass sich die "Digital Media Teams" der verschiedenen Abteilungen nicht mehr als eine Stunde pro Tag mit der Aufbereitung der 140-Zeichen-Meldungen beschäftigen sollten. Um festzulegen, welche Themen hierfür relevant sind, sollte eine entsprechende Diskussion in die standardmäßig am Morgen stattfindenden Meetings einbezogen werden, bei denen die aktuellsten Presseberichte gesichtet werden. Zur Vorsicht rät Williams auch in Bezug auf die Möglichkeit, einzelnen Nutzern und den von ihnen geposteten Meldungen zu "folgen". "Wenn eine Regierungsbehörde damit anfängt, unaufgefordert einzelnen Twitter-Usern zu folgen, könnte das als störendes 'Big Brother'-artiges Verhalten gedeutet wird", so seine Warnung.
Dass das Internet und dessen vielseitige Kommunikationsmöglichkeiten für die politische Kommunikation zunehmend an Bedeutung gewinnen, ist nicht nur in Großbritannien zu beobachten. Insbesondere Twitter scheint dabei eine äußerst gern genutzte Plattform zu sein. So bestätigte eine Nielsen-Media-Untersuchung vom Februar, dass inzwischen 68 der insgesamt 612 Abgeordneten des 16. Deutschen Bundestages über einen eigenen Account auf der Micro-Blogging-Seite verfügen und diesen auch regelmäßig nutzen (pressetext berichtete).
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Autor(en)/Author(s): Markus Steiner
Quelle/Source: pressetext, 29.07.2009
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