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Monday, 8.07.2024
eGovernment Forschung seit 2001 | eGovernment Research since 2001
Die Entwicklung des E-Government kommt in der Schweiz schleppend voran. Bedingt durch das föderalistische System, verlaufen Entscheidungsprozesse anders als in den Nachbarländern. Nun wurden in Zürich fast zeitgleich zwei Studien präsentiert, die den Stand der Entwicklung im Bereich E-Government untersuchen. Beide beruhen auf Umfragen, beackern jedoch verschiedene Felder und sind unabhängig voneinander entstanden. Lieber persönlich

Das Kompetenzzentrum E-Government der Fachhochschule Bern und die Firma Unisys erhoben die Daten für ihren «E-Government- Trendbarometer» (siehe mehr zum Thema) in einer repräsentativen Umfrage zu vier Themen per Telefon. Das Ergebnis ist ernüchternd: Die meisten Behördengänge werden nach wie vor lieber persönlich oder telefonisch abgewickelt. Immerhin geben 40 Prozent der Befragten an, künftig die behördlichen Internetangebote vermehrt nutzen zu wollen. Doch wo ein Wille ist, ist noch lange kein Weg. Nicht einmal die Hälfte kennt die Website der eigenen Wohngemeinde oder jene des Kantons, und nur ein Viertel war schon auf einer Bundes-Website.

Der Guichet virtuel - als Wegweiser zu allen Behördenangeboten konzipiert - ist fast unbekannt. E-Voting - elektronisches Abstimmen und Wählen - wird von der Bevölkerung gewünscht, allerdings wurde explizit danach gefragt. Die an der Studie beteiligte Unisys hat kürzlich vom Kanton Zürich den Auftrag für das Pilotprojekt E-Voting erhalten.

Neben der technischen Umsetzung muss das Bedürfnis der Bevölkerung nach Sicherheit bei der Datenübermittlung und beim Persönlichkeitsschutz berücksichtigt werden.

Koordinationsprobleme, Geldmangel

Das Projekt «E-Government-Barometer» misst zum zweiten Mal den Stand der Einführung von E-Government in der Schweiz. Das Institut für öffentliche Dienstleistungen und Tourismus der Universität St. Gallen und die Firma Abraxis, hervorgegangen aus den Informatikabteilungen der Kantone St. Gallen und Zürich, befragten Gemeinden, Amtsstellen, öffentliche Verwaltungen und Staatskanzleien. Auch hier ist die Bilanz ernüchternd. Der amtliche Verkehr besteht hauptsächlich aus Informationsabfragen und dem Herunterladen von Formularen, die offline ausgefüllt und mit der Post zurückgeschickt werden. Vier Prozent der Gemeinden sind nicht einmal per E-Mail erreichbar. Transaktionen, beispielsweise Gebührenzahlungen, oder Submissionsverfahren werden kaum elektronisch abgewickelt.

Gegenüber dem Vorjahr sind die angebotenen Leistungen zwar verbessert worden, aus Geldmangel wurden aber auch Projekte eingestellt. Professor Kuno Schedler, Autor der Studie, kritisiert, dass die E-Government-Angebote zu wenig in den öffentlichen Ämtern verankert seien. Oft sei eine Website in Auftrag gegeben worden, ohne dass man sich Gedanken über die Bedürfnisse der Bevölkerung gemacht habe. Doch E-Government brauche ein Management und müsse in die Verwaltung integriert werden. Um Kosten zu sparen, müssten die Aufgaben umverteilt werden. Das Internetangebot dürfe nicht nebenher laufen, sondern müsse synergetisch genutzt werden.

Bundeskanzlei gibt Gegensteuer

Die zwei Barometer messen zwar verschiedene Dinge, doch zeigen beide, dass es mit der Umsetzung der elektronischen Behördenzugänge hapert. E-Government ist in der Bevölkerung zu wenig bekannt, die Angebote sind (noch) nicht attraktiv genug. Viele Gemeinden lassen sich von ortsansässigen Unternehmen einen Webauftritt schustern, statt auf Standards und Erfahrungen anderer Gemeinden zu setzen. Die Bundeskanzlei gibt nun Gegensteuer: Privatfirmen können an Workshops die rechtlichen und verwaltungstechnischen Grundlagen kennen lernen. Der Bund koordiniert die elektronischen Angebote und berät die Gemeinden.

Mehr zum Thema

Quelle: NZZ Online, 12.03.2004

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