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Friday, 5.07.2024
eGovernment Forschung seit 2001 | eGovernment Research since 2001
Mit einer ausgeklügelten E-Government-Lösung sorgt der Kanton Luzern für erhöhte Verkehrssicherheit

Neuer Schwung für den digital vernetzten Alltag. Finanzminister Kaspar Villiger hat eine Initiative zur flächendeckenden Förderung von E-Government-Lösungen lanciert. Der Kanton Luzern zeigt, wie gross der volkswirtschaftliche Nutzen von vernetzten Geoinformationen sein kann. Die Stadt Thun hat den digitalen Fortschritt aufgeschoben. Vor fast zwei Wochen hat sich das Parlament gegen den Aufbau eines Geoinformationssystems entschieden. Zu ungewiss war den Stadträten die politische Dimension der digitalen Innovation, die dereinst orts- und raumbezogene Daten elektronisch abbilden soll. Mit dem Nein des Stadtparlamentes ist das Thema jedoch nicht vom Tisch. Die zuständige Gemeinderätin Ursula Haller (svp) verkündete im Anschluss an die Ratsdebatte, dass in Zukunft kein Weg am Geoinformationssystem vorbeiführen werde. Die Bedeutung von elektronisch abgewickelten Verwaltungsabläufen (E-Government) werde weiter zunehmen. Noch in diesemJahr will Haller deshalb eine neue Offensive starten.

Im Gegensatz zum Berner Oberland ist der digitale Fortschritt in der Zentralschweiz kaum zu bremsen. Die Kantone Ob- und Nidwalden gelten in Bezug auf das E-Government als Vorreiter. Massgeblich beeinflusst wurde diese Entwicklung allerdings von der geringen Einwohnerzahl und der kleinen Kantonsfläche. Konkret haben die beiden Kantone bereits ihre EDV-Ämter zu einem «Informatikleistungszentrum» zusammengelegt. Doch auch die beiden Verkehrssicherheitszentren sind nach Angaben von Obwaldens Finanzdirektor Hans Wallimann am 1. Januar vereinheitlicht worden. Damit habe man Kosten gesenkt und die Qualität gesteigert.

Verkehrssicherheit erhöhen

Elektronisch abgewickelte Verwaltungsabläufe zielen darauf ab, einen volkswirtschaftlichen Nutzen zu erzielen. Eine konkrete Anwendung hierzu präsentierte am Montag der Kanton Luzern. Die Behörden haben sich zum Ziel gesetzt, die Verkehrssicherheit auf den Strassen des Kantons zu erhöhen. Konkret wird in diesem Zusammenhang eine höhere Effizienz im Strassenreinigungsdienst verlangt. In einem ersten Schritt wurde das kantonale Strassennetz anhand von Geoinformationen in einer «höhenabhängigen Organisationsstruktur» abgebildet. «Dies war der Schlüssel zum Erfolg», erklärte der Chef des Strasseninspektorats, Albert Mathis. Heute ist der Kanton Luzern in der Lage, anhand der Wetterdaten die Temperaturentwicklung auf den verschiedenen Strassenabschnitten vorherzusagen und die Streueinsätze zu koordinieren. Bei Bedarf wird der Strassenreinigungsdienst per Internet und Pager auf die Piste geschickt. Um den Überblick über die gefahrenen Streueinsätze nicht zu verlieren, werden diese in einer Tabellenkalkulation festgehalten. Anhand der Wetterdaten kann das Strasseninspektorat aber auch die Gefahr von Erdrutschen und Überschwemmungen frühzeitig erkennen. Dies bedeutet nicht zuletzt für die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Wehrdienst eine wesentliche Erleichterung. Strasseninspektor Mathis wertete es denn auch als Erfolg, dass sich der US-Bundesstaat Ohio für das elektronische Winterdienstkonzept interessiert.

Villiger lanciert Initiative

Ob all der Innovation in der Zentralschweiz erstaunt es nicht, dass Bundesrat Kaspar Villiger die Initiative zur Förderung flächendeckender E-Government-Lösungen («eVanti») ausgerechnet im Kultur- und Kongresszentrum Luzern lancierte. Mit «eVanti» will der scheidende Finanzminister der abklingenden E-Government-Euphorie neuen Schwung verleihen. Auslöser war die bittere Erkenntnis, dass die Schweiz bezüglich E-Government im europäischen Vergleich weit hinten liegt. Villiger ortete vier zentrale Bereiche, in denen elektronisch abgewickelte Verwaltungsabläufe eine wichtige Rolle spielen können. So etwa in der Stärkung des Wirtschaftsstandorts Schweiz. «Es muss interessant bleiben, in der Schweiz zu arbeiten und hier zu investieren», sagte Villiger. E-Government könne dazu beitragen, die Kommunikation zwischen den Firmen und dem Staat zu vereinfachen. Auch in politischer Hinsicht verspricht sich der Finanzminister neue Impulse. Denn durch die engere Zusammenarbeit der nationalen, kantonalen und regionalen Verwaltungen werde der Föderalismus gestärkt.

Genau dieser Föderalismus ist derzeit aber dafür verantwortlich, dass der landesweite Aufbau von E-Government stockt. Regionale Machtkämpfe, unterschiedliche Integrationstiefen und uneinheitliche Infrastruktur sind nur einige Stichworte dafür. Um aus dieser Strukturfalle herauszukommen, forderte Jürg Römer, Leiter des Informatikstrategieorgans des Bundes (ISB), ein klares Bekenntnis der Exekutiven auf allen Stufen.

Plattform für Geodaten

Im Bereich der Geoinformation hat sich ein Kontaktnetzwerk (e-geo.ch) gebildet, das den Aufbau einer nationalen Geodaten-Infrastruktur vorantreiben will. Die Verantwortlichen begründen ihre Initiative damit: «Bereits heute haben 60 bis 80 Prozent aller Entscheidungen im politischen, wirtschaftlichen und privaten Leben einen räumlichen Bezug.» Sei es im Flugverkehr, in der Raumplanung, im Bauwesen oder im Not- und Rettungsdienst. Da ein Grossteil der Daten irgendwo vorhanden sei, gehe es nun darum, «eine benutzerfreundliche, vernetzte und dezentrale Plattform» aufzubauen, sagte Erich Gubler, Direktor des Bundesamts für Landestopographie. Er ist überzeugt, dass eine landesweite Geoinformationsstruktur «einen wesentlichen Beitrag zu Wirtschaftswachstum und nachhaltiger Entwicklung leisten wird».

Quelle: eBund

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