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Wednesday, 3.07.2024
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Telemedizin ist ein boomendes Geschäft. Dieses Jahr rechnen die beiden grossen Anbieter Medgate und Medi24 mit bis zu 8000 Anrufen pro Tag. Tausende Wehwehchen und einfache medizinische Fälle lassen sich auf diesem Weg erledigen. Trotzdem nehmen die Arztbesuche nicht ab.

Fast sechs Mal pro Jahr gehen Schweizerinnen und Schweizer im Schnitt zum Arzt - Tendenz steigend. Gemäss Krankenkassenverband santésuisse haben vor allem Spitalambulatorien immer mehr tun. Gleichzeitig explodiert die Zahl der Anrufe in den Callcenters: Allein Medi24 führte letztes Jahr rund 400'000 Beratungen durch, doppelt so viele wie noch 2006.

Auch für das laufende Jahr rechnet Martin Denz, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Telemdedizin, mit einem rasanten Wachstum. Medgate geht von bis zu 5000 Anrufen pro Tag aus, Medi24 von bis zu 3000, wie er auf Anfrage gegenüber der Nachrichtenagentur SDA sagte. Auf das Jahr hochgerechnet wären dies fast 3 Millionen Patienten.

Pflaster und Antibiotika

Gemäss statistischen Auswertungen der beiden grossen Anbieter sind zwei Drittel der Beratungen abschliessend: Die Patienten suchen danach weder einen Arzt noch ein Spital auf. Die Beratung kann dabei sehr unterschiedlich ausfallen, wie Denz erklärt.

Mit den Möglichkeiten und der Qualität wächst auch die Akzeptanz telemedizinischer Leistungen. Fast alle grossen Krankenkassen bieten ihren Versicherten gratis Zugang zu einer medizinischen Telefonberatung an. Inzwischen können rund drei Viertel der Bevölkerung einen solchen Service nutzen.

Trotzdem mehr Arztbesuche

Nach Ansicht von santésuisse-Sprecher Felix Schneuwly dient Telemedizin in erster Linie der ersten Einteilung der Fälle. Weder er noch Telemedizin-Experte Denz haben aber eine abschliessende Erklärung für die Tatsache, dass die Arztbesuche weiter zunehmen, obwohl die Patienten immer mehr telemedizinische Beratungen in Anspruch nehmen.

Es sei unklar, wie gross das Wachstum ohne Telemedizin wäre, sagte Schneuwly. Denz führt die alternde Bevölkerung und die wachsende Zahl der chronisch Kranken ins Feld. Beim derzeitigen Ärztemangel könnten die vielen neuen Fälle ohne Telemedizin gar nicht mehr bewältigt werden, ist er überzeugt.

Der Gesundheitsökonom Konstantin Beck weist jedoch darauf hin, dass die meisten Versicherer Telemedizin als Zusatzleistung anbieten. Die Patienten nutzten das Angebot denn auch zusätzlich. "So lange nicht vor jedem Arztbesuch zwingend eine telefonische Beratung gemacht werden muss, wirkt das Modell leistungssteigernd", sagte Beck.

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Quelle/Source: Der Landbote, 18.04.2010

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