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Monday, 8.07.2024
eGovernment Forschung seit 2001 | eGovernment Research since 2001
Die nationale «eHealth»-Strategie des Bundesrates ist in der Vernehmlassung regelrecht zerrissen worden. Die Parteien lassen ebenso wie die Akteure des Gesundheitswesens kein gutes Haar an dem Papier.

Ausgangspunkt der «eHealth»-Strategie war die Strategie für eine Informationsgesellschaft in der Schweiz. Diese wurde vom Bundesrat im Januar 2006 um ein Kapitel «Gesundheit und Gesundheitswesen» erweitert. Gleichzeitig beauftragte die Landesregierung das Departement Couchepin, bis Ende 2006 ein Konzept für eine nationale «eHealth»-Strategie auszuarbeiten.

«eHealth» meint den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) im Gesundheitswesen. Der Bundesrat verspricht sich von einem breiten Einsatz von ICT eine umfassende Unterstützung und Vernetzung aller Akteure.

Versichertenkarte kommt 2009

Die «eHealth»-Strategie beruht auf drei Handlungsfeldern: elektronisches Patientendossier, Online-Informationen und -Dienste sowie Umsetzung und Weiterentwicklung.

Der erste Schritt in Richtung eines persönlichen und lebenslang gültigen elektronischen Patientendossiers wurde bereits gemacht: Auf 2009 wird die Versichertenkarte eingeführt (mit freiwilliger Option für persönlich-medizinische Daten). Patienten werden sie vorweisen müssen, wenn sie Leistungen von Ärzten, Spitälern oder Apotheken abrechnen wollen.

Patient im Zentrum

In der am Freitag zu Ende gegangenen Vernehmlassung werden jedoch durchs Band grosse Vorbehalte geäussert: Die Ärztegemeinschaft FMH etwa spricht sich zwar grunsätzlich klar für «eHealth» aus, wie deren Präsident Jacques de Halle auf Anfrage sagte.

«eHealth» sei für die Ärzte allerdings kein Ziel per se, sondern ein Mittel auf dem Weg zum Ziel. Im Zentrum stehe für die FMH die Beziehung Arzt-Patient, und in diesem Sinn müsse auch die «eHealth»- Strategie des Bundes überarbeitet werden.

Nutzen oft überschätzt

Auch der Krankenkassendachverband santésuisse lehnt «eHealth» nicht grundsätzlich ab. Eine Umsetzung dürfe jedoch erst erfolgen, wenn eine positive Nutzenbilanz sichergestellt sei. Erfahrungen aus dem Ausland zeigten, dass die Kosten häufig unterschätzt und der Nutzen überschätzt werde.

Weiter kritisiert santésuisse, dass die Krankenversicherer bei der Ausarbeitung der «eHealth»-Strategie nicht involviert gewesen seien. Aus Akzeptanzgründen sei es jedoch unerlässlich, alle Akteure einzubinden.

Die Schweiz brauche primär eine Gesundheitsstrategie, weniger eine «eHealth»-Strategie, kritisiert der Spitaldachverband H+ in seiner Stellungnahme. ICT sei dabei ein Instrument, das bei der Umsetzung helfe. «eHealth» solle aber als einer von vielen Bausteinen angesehen werden, um das Gesundheitswesen in Zukunft effizienter zu gestalten.

Grundsätzliche Einwände

Von den Bundesratsparteien äussern sich die SP und die CVP zur «eHealth»-Strategie - beide haben grundsätzliche Einwände. Die SP lehnt die vorgelegte Strategie ab, weil die Interessen der Versicherten nicht im Zentrum stünden, wie dies eigentlich der Fall sein müsse. Auch fehle eine Zielsetzung bezüglich Datensicherheit, Datenschutz und Datenhoheit.

Die CVP kritisiert, dass die «eHealth»-Strategie aus dem «eGovernment»-Strategie herausgelöst worden sei. Dies sei aus ICT-, sach- und gesundheitspolitischen Gründen nicht nachvollziehbar. Die Partei fordert deshalb ein «zukunftstaugliches System», das auf die «eGovernment»-Strategie abgestützt ist und bis 2009 in Kraft gesetzt werden kann.

Die SVP nimmt zur «eHealth»-Strategie nicht Stellung. Die FDP wird ihre Antwort erst am Montag vorlegen.

Quelle/Source: Basler Zeitung, 30.03.2007

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