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Wednesday, 3.07.2024
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Das städtische Computernetz ist alt und überlastet. Experten warnen in einem Bericht an die Bürgerschaft vor fatalen Folgen. 60 Prozent der Rechner sollen bis 2007 ausgetauscht werden.

Von einem "gewaltigen Handlungsbedarf" ist die Rede, von "desolater Infrastruktur" und drohenden "inakzeptablen Folgen". Die Hansestadt hat ein Computer-Problem. Das System ist zu kompliziert, zu alt und völlig überlastet. Wenn nicht in Technik und Personal investiert wird, droht der Computer-Kollaps. Das sagen zumindest die Fachleute des Bereichs Informations- und Kommunikationstechnik (IuK). In einem 13-Seiten-Bericht für die Bürgerschaft haben sie nun die Schwachstellen des Computer-Netzwerkes im Rathaus aufgelistet.

"Das Problem fängt schon bei den Betriebssystemen an", sagt Stadtsprecher Marc Langentepe. Auf einigen Rechnern läuft das vergleichsweise moderne Windows XP, andere arbeiten noch mit den Vorgängermodellen Windows 2000 und NT. Vor einiger Zeit sei sogar noch die Ursprungsversion - Windows 3.11 - genutzt worden. "Die unterschiedlichen Systeme machen das Arbeiten im Netzwerk nicht einfacher", so Langentepe. Bis Ende 2007 sollen daher gut 1000 der insgesamt 1700 städtischen Rechner ausgetauscht werden. Die Kosten für das Vorhaben kann der Sprecher nicht beziffern. Das Geld sei allerdings bereits im Haushalt eingeplant.

Sorgenkinder sind auch die Rechenzentren, die so genannten Server. Gut 80 kleinere Server gibt es in den Behörden. "Wir bräuchten zwei große, zentrale Server. Das würde die Wartung und Pflege des gesamten Netzes vereinfachen und besser vor Datenverlusten schützen", erklärt Langentepe. Neue Server seien zudem die Voraussetzung für moderne E-Government-Anwendungen. Das bedeutet: In Zukunft sollen Bürger einen Teil ihrer Anträge und Behördengänge im Internet erledigen könnten.

Für den desolaten Zustand der Informationstechnik im Rathaus werden in dem Papier zwei Ursachen genannt: In den vergangenen fünf Jahren wurden im Bereich IuK insgesamt 16 Vollzeit-Stellen gestrichen. Ein großer Teil der dringend notwendigen Wartungs- und Modernisierungsarbeiten am System konnte nicht erledigt werden. Zudem kritisieren die Fachleute, dass beim Thema Computer zu viele "PseudoExperten" innerhalb der Verwaltung mitreden dürften. Nicht nur der Bereich IuK, sondern auch die Fachbereiche könnten Veränderungen und Einstellungen am System vornehmen. Dadurch sei eine uneinheitliche Infrastruktur mit "zum Teil erheblichen Kommunikations-, Pflege- und Betriebsstörungen" entstanden. Der Bericht spricht eine deutliche Sprache. Marc Langentepe versucht aber, das Problem tiefer zu hängen: "Es ist nicht so, dass morgen alles zusammenbricht und wir nicht mehr arbeiten können. Alles läuft. Aber halt nicht optimal."

Bis Ende 2007 soll ein Großteil der Modernisierungen umgesetzt sein. Dann könnte auch erneut über eine Kooperation mit Dataport, dem IT-Dienstleister der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein nachgedacht werden. Bereits seit einigen Jahren wird im Rathaus darüber nachgedacht, das Informations- und Kommunikationstechnik an Dataport zu übertragen und von den externen Fachleuten warten und betreuen zu lassen. Bisher scheiterte dies jedoch daran, dass die Stadt diese Aufgabe ausschreiben müsste.

Autor: Andreas Meyer

Quelle: Lübecker Nachrichten, 31.03.2006

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