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Wednesday, 3.07.2024
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Verwaltungsreform: Landrat erläuterte Bürgermeistern seine Vorstellungen. Ämter müßten nach Grimmes Meinung kostengünstiger, effizienter und bürgerfreundlicher sein.

Wenn der Bürger seine Verwaltung benötigt, dann findet er sie überall: Auf dem Weg zur Arbeit kann der Appener Bürger seinen Ausweis im Ortsamt in Eimsbüttel verlängern lassen. Oma Trude erhält Hilfe beim Ausfüllen ihres Rentenantrags im Ellerbeker Bürgerbüro. Mutter Ute aus Quickborn kann die Geburtsurkunde in ihrer Heimatstadt abholen, obwohl sie im Elmshorner Klinikum ihr Kind zur Welt gebracht hat. Und den Sozialhilfeantrag gibt Lars H. im Gemeindebüro in Haseldorf ab, obwohl das Begehren im Wedeler Rathaus bearbeitet wird. Kurze Wege zum Amt, kostengünstige und effektive Bearbeitung in wenigen Zentren in der Region - ein Traum?

Wenn es nach Landrat Wolfgang Grimme geht, werden diese Szenarien in wenigen Jahren Wirklichkeit. Eindringlich appellierte er jüngst während des Gemeindetages im "Meinkenhof" in Kummerfeld an die Verwaltungsleiter und Bürgermeister, neue Strukturen der Verwaltung mitzugestalten.

Grimme weiß, wie wenig effektiv Verwaltung organisiert sein kann und wie sie sich mit sich selbst beschäftigt - sein Fazit: "unwirtschaftlich". Ein Beispiel: "Allein drei Millionen Euro gibt die Kreisverwaltung aus, um sich selbst zu verwalten", hat der Landrat festgestellt. Und gleichzeitig wird in den 19 anderen Kommunalverwaltungen im Kreis Pinneberg ganz ähnliches geleistet.

Aus dieser Doppelarbeit will Grimme raus. Deshalb wird in seiner Kreisverwaltung darüber beratschlagt, eine Service-Gesellschaft für alle Rathäuser, Ämter und die Kreisverwaltung zu gründen. Diese Einheit könnte unter anderem Gehaltsabrechnungen bearbeiten, Büroartikel einkaufen, EDV warten und pflegen und eine Telefonzentrale bedienen. Mittelfristig rechnet der Landrat damit, bis zu zwei Millionen in den Verwaltungen mit Hilfe der Servicegesellschaft zu sparen.

Und dann wäre da noch die leidvolle Angelegenheit mit den Computern. "Es kann doch nicht sein, daß wir in 19 Verwaltungen mit 19 unterschiedlichen Betriebssystemen und Versionen arbeiten", sagt der Landrat.

Darüber hinaus möchte Grimme gern die Bauaufsicht von der zentralen Kreisverwaltung, die bislang für den ländlichen Raum zuständig ist, in die Regionen abgeben. Damit wird der Weg für den Antragsteller kürzer und die Bearbeitungszeit schneller: "Bislang wird ein Bauantrag von drei Behörden geprüft. Ich will eine Ebene, die beim Kreis, aufheben."

Stichwort "effektiver arbeiten": In den fünf Dienstleistungszentren werden jetzt die Anliegen von 80 Prozent der Sozialhilfeempfänger geprüft und bearbeitet. An diesen Orten könnten nach Grimmes Ansicht auch die noch in den einzelnen Verwaltungen verbliebenen Anträge für besondere Leistungen zum Lebensunterhalt, Fragen zur Rente und so weiter bearbeitet werden. Der öffentliche Nahverkehr bringe in unserer dichtbesiedelten Region jeden an den gewünschten Ort. "Wenn es bei Ikea günstig ein qualitativ gutes Produkt gibt, kommt da doch auch jeder hin", meint der Landrat.

Grimme denkt in dieser Angelegenheit bereits über die Kreisgrenzen hinaus. "Wir verhandeln mit den Landräten und Vertretern der Hansestadt über ein gemeinsames Meldewesen", erzählt der Landrat. Ziel sei es, bis 2008 demjenigen, der umzieht, schnell und in jeder Behörde Hamburgs und des Umlands den erforderlichen Zugang zum Amt zu gewähren und den Umzug auch per E-Mail mitzuteilen - E-Government in der Metropolregion. Grimme rief Bürgermeister und Verwaltungsleiter auf: "Das gesamte System ist in Bewegung. Bewegen Sie es mit!" Reimer Rzepucha, Kreisvorsitzender des Gemeindetags, faßte die Skepsis in der Region zusammen: "Verwaltung muß für die Bürger transparent bleiben."

Autor: Michael Rahn

Quelle: Hamburger Abendblatt , 11.11.2005

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