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Wednesday, 3.07.2024
eGovernment Forschung seit 2001 | eGovernment Research since 2001
Das BRZ liefert maßgeschneiderte Modul-Lösung für den elektronischen Gesundheitsakt im Strafvollzug

Personen werden derzeit in den 28 österreichischen Justizanstalten angehalten. Die Resozialisierung der Straftäter, die durch Ausbildung und Arbeit sowie allenfalls durch Therapien und Betreuung durch PsychologInnen und SozialarbeiterInnen erreicht werden soll, ist eine der Hauptaufgaben des österreichischen Strafvollzugs. Die Kosten der medizinischen Versorgung werden dabei gänzlich von der österreichischen Justiz getragen. Durch die Einführung eines österreichweit verfügbaren Gesundheitsaktes der InsassInnen erwartet sich die österreichische Justiz einerseits eine Steigerung der Qualität der Versorgung, andererseits eine spürbare Reduktion der anfallenden Kosten.

Ein zentraler Gesundheitsakt innerhalb des österreichischen Strafvollzugs bringt ähnliche Vorteile, wie sie aus der Diskussion um den elektronischen Gesundheitsakt für die Allgemeinbevölkerung bekannt sind. So kann der behandelnde Arzt alle innerhalb der Haftzeit erstellten Vorbefunde bzw. erkannten Risikofaktoren einsehen. Allgemeinmediziner und Fachärzte haben dadurch die gleiche Sicht auf den Patienten. Durch die Kenntnisse über alle verordneten bzw. eingenommenen Medikamente ist es für den Arzt darüber hinaus besser möglich, Wechselwirkungen zu beurteilen. Die Notwendigkeit der Weitergabe eines Arztbriefes bei Wechsel der Justizanstalt entfällt, wodurch in weiterer Folge Mehrfachuntersuchungen vermieden werden können. Nicht zuletzt erhöht der elektronische Gesundheitsakt außerdem die Datensicherheit.

Der Startschuss für das Projekt zur Einführung des elektronischen Krankenaktes erfolgte 2005. Das Programm sollte auf der seit Jahren bereits erfolgreich im Einsatz befindlichen EDV-Applikation „Integrierte Vollzugsverwaltung (IVV)” zum Management von Insassendaten aufbauen. In Zusammenarbeit mit der sana health management gmbh und Siemens wurde während der Evaluierungsphase unter der Projektleitung von DI Richard Schmid (BRZ) beschlossen, dieses vorhandene Tool um ein neues Modul zu erweitern.

Das Modul „Ärztepaket” wurde als Programm im BRZ aufgesetzt und gliedert sich in folgende Projekte:

  • Medikation: Medikamentenverwaltung, Vidierung der Medikation durch den Arzt, Medikamentenverschreibung und -aus-gabe, Entlassungsbrief, Rollenkonzept (Arzt, ärztlicher Schreiber, Depotverwalter)
  • Justizanstalt interne Untersuchung: Notfallblatt, Zugangsuntersuchung, Untersuchung, Dekurs
  • Justizanstalt externe Untersuchung: Zuweisung, Befunde
  • Medizinische Organisation: Arzttermine, Diät, Formulare

Durch das sogenannte Rollenkonzept wird technisch sichergestellt, dass nur Daten und Funktionen jenen Benutzern (Ärzten, ärztlichen Schreibern, Medikamentendepotverwalter) zur Verfügung gestellt werden, die sie für die Erfüllung ihrer Aufgaben benötigen. Der Bereich Medikation wurde bis jetzt erfolgreich in sechs Justizanstalten umgesetzt und wird bis Anfang 2010 in den verbleibenden 22 Anstalten ausgerollt. „Neben der Dokumentation der Medikation ermöglicht die Anwendung auch eine Kostensenkung durch die Transparenz bei der Medikamentenverordnung. Das BRZ hat hier die speziellen Anforderungen des Strafvollzuges berücksichtigt und somit ein maßgeschneidertes Produkt geliefert”, so Dr. Wolfgang Moravec von der Vollzugsdirektion Wien. Mit dem erfolgreichen Abschluss des Projektes „Medikation” kam es 2009 zu einem Wechsel der Projektleitung innerhalb des BRZ. In Zukunft wird Mag. Herbert Blaschek die Projekte „Untersuchung” und „Medizinische Organisation” leiten. Ziel ist, dem Strafvollzug im Jahr 2011 eine umfassende elektronische Krankenakte aller InsassInnen zur Verfügung zu stellen.

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Autor(en)/Author(s): Mag. Herbert Blaschek

Quelle/Source: Bundesrechenzentrum, 10.02.2010

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