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Wednesday, 3.07.2024
eGovernment Forschung seit 2001 | eGovernment Research since 2001
In Tirol arbeiteten Forscher seit mehreren Jahren an einer Software, die alle Krankenhäuser vernetzt und den Austausch von Befunden beschleunigt

Befunde elektronisch zu verschicken ist nicht so einfach, wie man glauben könnte. Das bemerkten Forscher des Innsbrucker Medizin-IT-Zentrums Hitt 2002 am Beginn des Projekts Health@net. "Der Empfänger muss, um Datensicherheit zu gewähren, eindeutig identifiziert werden können. Außerdem mussten wir die Formate der Arztbriefe standardisieren", sagt Thomas Schabetsberger rückblickend. Er leitet das Projekt an der auf medizinische Informatik spezialisierten Universität Umit und kümmert sich nun im Unternehmen ITH icoserve um die Markteinführung einer Software, die Spitäler untereinander vernetzt und den Zugriff auf Befunde erleichtert - vorausgesetzt, der Patient gibt sein Einverständnis dazu. Keine doppelten Untersuchungen, keine Zeitverzögerungen, Kostenersparnis: Schlagworte, die aus dem Traumbuch heimischer Krankenkassen und Spitäler kommen könnten.

2003 war man davon noch weit entfernt. Nur 25 Prozent der Ärzte konnte man mit E-Mails erreichen, sagt Schabetsberger. Die Forscher versuchten daher, einen Schritt weiter zu gehen und errichteten ein Internetportal der Tiroler Landeskrankenanstalten (Tilak), das unter anderem mit Daten österreichischer Skifahrer getestet wurde. Heute eine Zerrung beim Training in Österreich, morgen Probleme beim Rennen in Norwegen: Da tut Vernetzung not.

Allein die Kommunikation funktionierte noch nicht ganz ideal. 2004 wurden Ärzte befragt, wie nützlich das Netz sei. Neben einer besseren Lesbarkeit des verwendeten Formats wurde vor allem die "ungerichtete Kommunikation" gefordert, soll heißen: Zugriff auf Daten von allen Punkten des Netzwerks. Die technischen Herausforderungen, vor allem Fragen der Datensicherheit, waren seit Projektstart Thema von siebzig wissenschaftlichen Publikationen. Heute wird die Software zur Realisierung des "Gesundheitsnetzes Tirol", an dem mehrere Krankenhäuser teilnehmen, verwendet.

Sie ist außerdem Bestandteil der Elektronischen Gesundheitsakte (Elga). "Einer Verwendung in ganz Österreich steht eigentlich nichts im Wege", sagt Schabetsberger, der natürlich zahlreiche Beispiele parat hat, um die Relevanz einer einheitlichen Software zu demonstrieren: "Eine nicht ganz ungefährliche Lebergewebeprobe, die aufgrund fehlender Zugänge zu aktuellen Befunden zweimal durchgeführt werden muss, wie kürzlich passiert, sollte dann Geschichte sein."

Finanziert wird die langjährige Arbeit an der Vernetzung durch das Zentrum Hitt, aus dem 2007 die Cemit entstanden ist. Cemit und Umit zählen auch zu den Veranstaltern der Wiener Tagung "E-Health und E-Health-Benchmarking" (7. bis 8.5.) - neben der Österreichischen Computergesellschaft, der Gesellschaft für biomedizinische Technik und den Austrian Research Centers Seibersdorf.

Schabetsberger sieht Tirol als das zweite große E-Health-Exzellenzzentrum in Österreich, freilich mit anderer Schwerpunktsetzung. "Während wir an der Basis arbeiten, die niemand sieht, die einfach nur funktionieren muss, entwickeln die Kollegen in den ARC konkrete Anwendungen." Zuletzt zum Beispiel Monitoringsysteme für chronisch Kranke, die via Handy benutzbar sind.

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Autor(en)/Author(s): Peter Illetschko

Quelle/Source: derStandard, 06.05.2009

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