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Monday, 8.07.2024
eGovernment Forschung seit 2001 | eGovernment Research since 2001
Bis zum Jahr 2010 will die Europäische Union zur wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaft der Welt werden.

Die EU-Erweiterung am 1. Mai hat die zehn neuen Staaten, die insgesamt 75 Millionen Bürger haben, vor neue Herausforderungen gestellt. Sie müssen den Umgang und die Kommunikation mit ihren Bürgern verbessern, wenn das eingangs genannte Ziel erreicht werden soll. Franz-Reinhard Habbel, ein Mitglied des Deutschen Städte- und Gemeindetages, geht davon aus, dass das Zusammenwachsen Europas zu einem Mehr an internationaler Arbeitsteilung führen wird.

Er sieht vorher, dass der Warenaustausch innerhalb Europas zunehmen wird und die Produktionsanlagen der Unternehmen neu organisiert werden. In diesem Prozess sieht er einen Bedeutungszuwachs für Standrads: Offene und weltweite Kommunikation, rechtliche Rahmenbedingungen und E-Government-Dienste müssten vereinheitlicht werden.

Viele der neuen EU-Mitgliedsstaaten setzen in diesem Transformationsprozess auf technologische Innovationen und Organisationsreformen.

Habbel meint, dass die neuen Mitgliedsstaaten hier oft mit Riesenschritten vorgingen. Strukturen, die seit Jahrzehnten existieren, werden von Grund auf reformiert und schneller an die Anforderungen der internationalen Wirtschaft angepasst.

Auch das Personal für diese Veränderungen ist nach Habbels Einschätzung hochqualifiziert und -motiviert. Es handele sich vor allem um junge, international ausgebildete Mitarbeiter, die oft eine sehr gute Ausbildung hätten und hochkompetent seien. Vor allem die internationale Sprachkompetenz erlaube es ihnen, auf technologisches und Organisations-Know-How zuzugreifen, das vor allem auf Englisch formuliert wird.

Die Dezentralisierung der Verwaltung in den ehemaligen Ostblock-Staaten fördert den Aufbau vernetzter Informations- und Kommunikationssysteme. Bei Legacy-Mainframe-Systemen tauchen keine Probleme auf, und Internet- und Web-Services sorgen für höhere Effizienz in der Verwaltung.

Eine wesentliche Rolle in diesem Prozess spielt die Deregulierungs-Politik der EU: Die Verwaltungen werden transparenter und serviceorientierter aufgebaut, und Public-Private-Partnerschaften (PPPs) erhalten höheres Gewicht.

In der Tschechischen Republik muss beispielsweise jeder Kindergarten Buch führen, eine Aufgabe, die von einer PPP übernommen wird. Laut Habbel ließ sich das Ziel nur so in kurzer Zeit erreichen, da die örtlichen Behörden weder Personal noch Mittel für die Übernahme solcher Aufgaben haben.

IBM sieht drei wesentliche Herausforderungen für IT-Regierungssysteme - die nicht nur mit IT-Technik zu tun haben

Piero Corsini, bei IBM zuständig für den öffentlichen Sektor in Europa, nennt drei wesentliche Herausforderungen, vor denen Regierungen stehen. Es geht um den Umbau von Bürger- und Business-Services; es muss organisatorische Effizienz hergestellt werden, und die finanziellen Leistungen müssen gesichert werden.

Corsini meint, dass dafür eine Transformation von Prozessen erforderlich sei, die zu agentur- und regierungsübergreifenden Prozessen führen werde. Dazu gehöre eine integrierte, offene, autonome und virtualisierte IT-Infrastruktur und vor allem ein kultureller Wandel innerhalb der Organisationen.

Auch Edwin Lau, Projektleiter E-Government bei der OECD, weist darauf hin, dass es für Online-Dienste ein Muss ist, Strukturen, Prozesse und Kultur der öffentlichen Verwaltung zu verändern. Die OECD-Staaten fangen seiner Einschätzung nach gerade an einzusehen, dass ihre Dienstleistungen nach den Bedürfnissen der Kunden organisiert werden sollten und nicht nach den internen Arbeitsabläufen der Regierung. Ein lückenloses Online-Service-Angebot muss seiner Meinung nach den Nutzern ein kohärentes und integriertes Bild der Regierungsinformationen und dienstleistungen geben.

Solche Dienste seien für die Nutzer wertvoller als Einzelangebote. Wenn Dienstleistungen aus einer Hand und Verwaltungsvereinfachungen realisiert würden, ließe sich das Umfeld für die Wirtschaft verbessern, nicht zuletzt Dank geringerer Kosten. Aus Sicht des Kunden müsse die Regierung sich als eine einheitliche Organisation präsentieren, während die öffentlichen Verwaltungen erwarteten, dass alle Kunden gleich seien.

Das bedeutet auch, dass Regierungsorganisationen, die sich mit der Informationsgesellschaft und mit E-Government beschäftigen, neue Strukturen benötigen, findet Andrea Di Maio, Analyst bei Gartner. Jeder Staat müsse einen Chief Information Officer ernennen, der den gesamten öffentlichen Bereich vertrete, und auf der Ebene darunter so viel CIOs wie erforderlich. Führend in Europa sei auf diesem Bereich derzeit Großbritannien. Aber das holen wir Deutschen auch noch ein.

Autor: Laurika Bretherton, Dieter Jirmann

Quelle: testticker, 16.07.2004

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