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Friday, 5.07.2024
eGovernment Forschung seit 2001 | eGovernment Research since 2001
Kennen Sie das auch? Da fällt ein Begriff in der aktuellen Diskussion, von dem man nicht weiß, was er eigentlich genau bedeutet. Und auch die, die es wissen müssten, weil sie ihn benutzen, scheinen sich nicht recht klar darüber zu sein, in so unterschiedlichen Zusammenhängen verwenden sie ihn. Eines dieser Schlagwörter ist Electronic Government, von Wissenschaftlern und Politikern meist als E-Government abgekürzt. Nun kann man beklagen, dass auch hier wieder die englische Sprache Pate stand oder aber nachfragen, was E-Government eigentlich genau heißt. E-Government meint die Abwicklung aller geschäftlichen Prozesse im Zusammenhang mit Regieren und Verwaltung, bei denen elektronische Informations- und Kommunikationstechniken verwendet werden. Dies gilt sowohl für die Kommunikation innerhalb von Behörden, als auch für jene zwischen öffentlicher Verwaltung und Bürgern oder Unternehmen. Die eigene Homepage einer Gemeinde ist meist der erste zaghafte Schritt ins E-Government. Aber Verwaltungswissenschaftler betonen allenthalben, dass die Potenziale viel weitreichender sind. Die Bearbeitung von Anträgen der Bürger könne schneller und flexibler gestaltet werden dank der neuen Informationstechniken und auch die Verwaltung selbst könne damit modernisiert werden.

Soweit die Theorie. Was E-Government aber alles genau für Bürger und Verwaltung in einem Landkreis bedeuten kann, das haben Wissenschaftler der Universität Potsdam drei Jahre lang in einem Modellprojekt im Kreis Potsdam-Mittelmark untersucht. Ferner analysierte das Projekt unter dem Titel "Integrierte Kommunalverwaltung Electronic Local Government" wie die öffentliche Verwaltung effizienter vernetzt werden kann. Denn das andere Schlagwort - integrierte Kommunalverwaltung - bedeutet, wie Gemeinden und Landkreis enger und Kosten sparender miteinander zusammenarbeiten können. "Die Technik ist dabei nur ein Hilfsmittel, es geht vor allem darum, bessere Lösungen für die Verwaltung zu finden", betonte Christoph Reichard, Professor für Public Management an der Universität Potsdam, der am Dienstag den Abschlussbericht des Projekts an Landrat Lothar Koch (SPD) übergab.

Wissenschaftler und Politiker betonten dabei, dass das dreijährige Projekt, das vom Brandenburgischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung mit 450 000 Euro gefördert wurde, nicht nur Möglichkeiten von E-Government ausgelotet hat, sondern auch schon konkrete Schritte im Kreis gegangen ist. So wurde mit Hilfe von E-Government die Anmeldung von Kraftfahrzeugen in Beelitz ermöglicht.

"Gerade in großen Landkreisen wie Potsdam-Mittelmark ist es aufwendig für jede Um- oder Anmeldung zum Straßenverkehrsamt Werder zu fahren", erläuterte Reichard. Was der Bürger nicht auf den ersten Blick sieht: Auch hier kommen die neuen Kommunikationstechniken nun zum Einsatz. Die eigentliche Anmeldung erfolgt weiter in Werder, wohin von Beelitz aus die Daten elektronisch übermittelt werden. Reichard unterstrich, dass dies ein gutes Beispiel dafür sei, wie durch E-Government Verwaltung bürgerfreundlicher werde.

In ihrem Abschlussbericht regen die Wissenschaftler der Universität Potsdam weiterhin an, die in Beelitz erprobte Praxis der Kfz-Anmeldungen im Kreis auszuweiten. Ferner seien auch in anderen Bereichen der öffentlichen Verwaltung gleiche Lösungen denkbar. "Ziel muss es sein, die Gemeinden zu Service-Agenturen auszubauen, die mit der kreislichen Ebene vernetzt sind."

"Die Idee, die dahinter steht, ist, die zwei Ebenen der Gemeinden und des Kreises aus der Sicht des Bürgers zu verschmelzen", unterstrich Landrat Koch, der sich zufrieden mit den Ergebnissen des Projekts zeigte. Koch betonte, dass er sich für die Stadt Brandenburg eine ähnliche Lösung in der Kfz-Anmeldung wie in Beelitz in Kürze vorstellen könne. Der Landrat gestand auf Nachfrage ein, dass die Umsetzung von E-Government im Kreis aber insgesamt länger dauern wird, als er sich das ursprünglich erhofft habe. "Aber mein Optimismus ist ungebrochen. Letztlich wird es sich durchsetzen, weil es die einzig vernünftige Lösung ist." Ein Problem bei der Einführung sei, dass Mitarbeiter der Verwaltung vor Ort auch die Bereitschaft bräuchten, Maßnahmen von E-Government mit umzusetzen. "Ich hoffe, dass unsere Ideen den Weg auf die Schreibtische und in die Köpfe der Mitarbeiter finden werden", sagte Reichard bei der Übergabe des Berichts.

Bereits heute können die Bürger 80 Formulare auf der Homepage des Kreises - www.potsdam-mittelmark.de - herunterladen und sich auch so Wege sparen, unterstrich Bernd Schade, Leiter des Büros des Landrats. "Auf der Seite gibt es auch Formulare der Gemeinden, insofern sind wir auch in diesem Bereich Vorreiter im Land Brandenburg."

Die Definition von E-Government beinhaltet auch eine andere Komponente. Neben der Qualitätsverbesserung der Verwaltung für den Bürger soll die Nutzung von Informationstechnologien auch Personalkosten sparen. "Unser Grundsatz ist nicht Personal einzusparen, sondern Leistungen dort anzubieten, wo die Bürger wohnen", sagte Koch auf MAZ-Nachfrage, doch langfristig könne man die öffentliche Verwaltung im Kreis mit Hilfe der Technik auch schlanker gestalten, gestand er ein.

Autor: THOMAS VIEWEG

Quelle: Märkische Allgemeine, 01.07.2004

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