Wie sich nach Recherchen der rumänischen Tageszeitung Romania Libera herausstellte, erhielt das deutsch-französische Unternehmen, entgegen rumänischen gesetzlichen Bestimmungen, den Riesenauftrag über eine Milliarde Euro ohne die gesetzlich vorgesehene öffentliche Ausschreibung. Mit Bezug auf diese Medienberichte hatte Michael Meissner, bei EADS Vizepräsident des Bereichs Defence and Security Systems, im Dezember 2004 gegenüber heise online erklärt, die Verträge mit EADS seien geprüft und entsprächen den rumänischen Gesetzen. Im Übrigen machten die Kosten der Tetrapol-Installation nur ein Fünftel des gesamten Vertrags aus.
Auch der Zuschlag für einen rumänischen Autobahnabschnitt an den US-amerikanischen Konzern Bechtel war ohne öffentliche Ausschreibung erfolgt. Diese undurchsichtigen Projekte der damaligen rumänischen Regierung hatten in der Öffentlichkeit einen Sturm der Empörung ausgelöst. Die Europäische Union kritisierte den überteuerten Vertrag und hatte Rumänien eine Projektfinanzierung wegen mangelnder Transparenz abgelehnt. Auch müsse Rumänien die Respektierung der EU-Normen hinsichtlich der Auftragsvergabe an EADS noch beweisen, hatte Brüssel im Oktober 2004 mitgeteilt. Über ominöse Beziehungsgeflechte zwischen einer von der Regierung gegründeten Lobby-Agentur für Auslandsinvestitionen und Topmanagern deutscher Konzerne wie Daimler-Chrysler, Siemens, Eon und nicht zuletzt EADS ist in der rumänischen Presse ausführlich berichtet worden.
Romania Libera schrieb am 15. Februar, dass über 160 Millionen Euro "für das Phoenix-Netz aus dem Fenster geworfen wurden". Das rumänische Ministerium für Kommunikation und Technologie habe dem Innenministerium mitgeteilt, dass der Tetra-Standard "europaweit ein Standardsystem" sei. Hierfür hat sich unter anderem der Nachbarstaat Bulgarien entschieden. Außerdem fragt die Zeitung, wie es dazu kommen konnte, dass man sich in Rumänien für Tetrapol entschied, wenn die Regierung am 13. Mai 2004 doch beschlossen hatte, das Tetra-System für die "Staatsverteidigung" auszuwählen? Die am 12. Dezember 2004 neu gewählte Regierung unter Präsident Traian Basescu hat es zur Chefsache gemacht, die in den letzten Legislaturperiode vom rumänischen Haushalt großzügig bezahlten Auslandsaufträge eingehend zu untersuchen. Fast alle Unterzeichner der Verträge auf Regierungsseite hätten nach den Vertragsabschlüssen über Nacht ihr Vermögen auf wundersame Weise vermehrt.
Autor: (Manola Romalo) (ssu/c't)
Quelle: Heise online, 17.02.2005