"Wir vertreten keine Interessengruppe und haben nichts zu verkaufen", sagt Institutsleiter Peter T. Sawicki. Viele Informationen über Arzneimittel und Therapien für Ärzte und Patienten kommen heute von Pharmafirmen und Fachgesellschaften. Oft verbindet sich massives Know-how mit harten Geschäftsinteressen. Die IQWIG-Mitarbeiter aber bereiten nach Sawickis Angaben die wissenschaftlichen Belege internationaler Studien auf, und das in verständlicher Sprache.
"Die Informationen sind wissenschaftlich geprüft", lobt Rainer Hess, der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) von Krankenkassen und Kassenärzten. Noch finden sich auf der Seite nur einzelne Beiträge zu vielen Krankheiten und Körperregionen. Auch zur Alternativmedizin gibt es noch wenig Hinweise, da die Auswertung der wissenschaftlichen Studien dazu umfangreich sei, wie Sawicki sagt. Das mit der jüngsten Gesundheitsreform gegründete IQWIG will die Seite Schritt für Schritt vervollständigen.
Beispielsweise ist zu erfahren, dass Frauen mit Brustkrebs-Metastasen im Skelett mit der Einnahme von so genannten Bisphosphonaten gegen Knochenbrüchen vorbeugen können. Aber man erfährt auch, dass die Behandlung von Kopfschmerzen ohne Medikamente wissenschaftlich bislang kaum erprobt ist – sei es durch Massage, Bewegungstraining, Wärme- und Kältetherapie oder durch Akupunktur.
Gesundheitsministerin Schmidt meint: "In Deutschland sind die Patienten überwiegend uninformiert. Beim Autohändler und beim Kauf von Waschmaschinen lässt man sich über alles beraten. Aber die meisten gehen ins nächstgelegene Krankenhaus, ohne zu fragen: Ist es da gut?" Vor allem Männer nähmen in diesem im äußersten Fall lebensentscheidenden Bereich die Dinge selten selbst in die Hand. Doch nimmt der Anteil älterer und somit krankheitsanfälliger Menschen zu – ebenso steigt der medizinische Fortschritt und somit die Auswahlmöglichkeit. "Der informierte Patient wird zum wichtigen Steuerungsinstrument im Gesundheitswesen", sagt Schmidt. Dahinter steckt die Überzeugung, dass gerade informierte Patienten nicht immer nach den neusten Pillen und den teuersten Verfahren rufen, sondern nach dem tatsächlichen Nutzen. Insofern geht es der Regierung bei Patientenformationen auch um mögliche Einsparungen.
Autor: (Basil Wegener, dpa) / (jk/c't)
Quelle: Heise online, 14.02.2006