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Friday, 5.07.2024
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Das aktuelle Konzept der elektronischen Patientenakte gefährdet nach Ansicht eines Experten die Privatsphäre der Versicherten in Deutschland: Krankenkassen oder Lebensversicherer könnten die Daten benutzen, um Gesundheitsrisiken aus der Versicherung auszuschließen. Das ist das Ergebnis von Untersuchungen des IT-Sicherheitsberaters Thomas Maus, die er heute in seinem Vortrag auf dem "22C3 Chaos Communication Congress" in Berlin vorstellt. Banken könnten demnach Kreditausfallrisiken entsprechend der wahrscheinlichen Lebenserwartung der Kreditnehmer berechnen und Arbeitgeber die Einstellung von Mitarbeitern von der erblichen Disposition abhängig machen.

"Die sicherheitstechnischen Mängel scheinen so erheblich zu sein, dass eine einfache Korrektur nicht möglich ist. Stattdessen muss ein völliger Neuentwurf her", meint der Leiter der Deutschen Sektion der Free Software Foundation Europe (FSFE) Bernhard Reiter und erläutert: "Hier geht es um die Daten von Millionen Versicherten. Jedes Sicherheitsproblem beeinträchtigt das Vertrauensverhältnis zum Arzt und kann das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen."

Den Wert der Patientendaten schätzt Maus auf "mindestens 12 Milliarden Euro". Deshalb hält er es für wahrscheinlich, dass sich unter den vielen Tausend Beschäftigen des Gesundheitssystems Personen befinden, die sich einen "Nebenerwerb" verschaffen wollen und illegal Daten umleiten.

"Wir wissen aus internen Unterlagen, dass darüber nachgedacht wurde, Maus wegen 'Reverse Engineering' zu verklagen", so FSFE-Repräsentant Reiter. "Die Systementwickler nehmen den Datenmissbrauch wissentlich in Kauf und versuchen - mit Hilfe des Urheberrechts - eine Überprüfung des Sicherheitskonzepts zu verhindern." Hier werde die Gefahr deutlich, die Software-Patente und die Verschärfung des Urheberrechts für die Gesellschaft darstellten, erklärte er.

Autor: (as)

Quelle: de.internet.com, 27.12.2005

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