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Friday, 5.07.2024
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Die Bundeswehr scheint aus dem Beschaffungsdesaster "Herkules" ihre Lehren gezogen zu haben. Der Präsident des Bundesamts für Informationsmanagement und Informationstechnik der Bundeswehr (IT-Amt), Wolfgang Stolp, hat die neuen Beschaffungsleitsätze anlässlich der Tagung der Studiengesellschaft der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik zum Thema "Die Fähigkeiten zur vernetzten Operationsführung technisch realisieren" in Bad Godesberg vorgestellt. Wegen schwerfälliger Abstimmungsprozeduren könnten IT-Systeme derzeit teilweise nicht zeitgerecht zur Verfügung gestellt werden. Deshalb würden verschiedene Nutzer Eigenlösungen umsetzen.

Stolp warnte jedoch davor, dass es zwangsläufig Probleme im Zusammenwirken mit anderen Systemen gäbe, wenn jeder nur seinen eigenen Bedarf sehe. Für den "einsatzbedingten Sofortbedarf" könne man nur mit marktgängigen Lösungen gezielt Lücken schließen. Stolp räumte auch Probleme der Kompatibilität und Interoperabilität in den ISAF- und KFOR-Einheiten sowie den EU-Battlegroups ein. Man müsse deshalb die Parameter der Kommunikationssysteme der Partnerstaaten in einer gemeinsamen Datenbank sammeln.

Stolp formulierte auch Grundsätze der künftigen IT-Beschaffungspolitik der Bundeswehr: So müsse die IT-Industrie auch laufende Projekte ständig weiter entwickeln und kurzfristig anpassen. Auch zusätzliche Nutzeranforderungen müssten kurzfristig entsprochen werden können. Gleichzeitig bedeute dies auch, dass es künftig "kleinere, überschaubarere und weniger riskante Projekte mit kürzeren Laufzeiten" geben werde. Insellösungen werde es nicht mehr geben – dafür marktgängige Ad-hoc-Lösungen.

Die Bundeswehr soll bis 2010 die Befähigung zur vernetzten Kriegsführung erreichen, erklärte Gerhard van der Giet, IT-Direktor des Bundesverteidigungsministeriums. Eine klare Definition für die Befähigung zur vernetzten Kriegsführung gebe es nicht, räumte van der Giet auf Nachfrage ein. Doch sei sie grundsätzlich dann erreicht, wenn die Kommunikation nicht mehr von der zur Verfügung stehenden Bandbreite abhängig sei und entsprechende Konzepte ausgearbeitet seien. Dazu gehöre unter anderem das Software-defined Radio (SDR). Damit auch innerhalb der Nato die nationalen Teilstreitkräfte ein automatisches Netz aufspannen können, sollen sich die Länder koordinieren, forderte van der Giet. Noch müsse man klären, wie viele Netzknoten nötig seien, um ein stabiles Netz zu erreichen.

Autor: (Christiane Schulzki-Haddouti) / (anw/c't)

Quelle: Heise online, 17.11.2005

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