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Friday, 5.07.2024
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Bundesdruckerei will erste ePässe am 1. November 2005 produzieren

Am Dienstag den 1. November 2005 will die Bundesdruckerei planmäßig die ersten elektronischen Reisepässe für Deutschland produzieren. Künftig sollen etwa 2 Millionen ePässe pro Jahr hergestellt werden.

Mit der Einführung des ePasses setzt Deutschland eine entsprechende EG-Verordnung um und gehört zu den ersten europäischen Ländern, die den elektronischen Reisepass einführen. Produziert werden die Pässe von der Bundesdruckerei als Generalunternehmer. Das privatwirtschaftliche Unternehmen produziert seit Jahren Personalausweise und Reisepässe für Deutschland.

Für die Herstellung der neuen ePässe hat die Bundesdruckerei ihre Produktion erweitert. Sie sollen auch künftig mit den bekannten Sicherheitsmerkmalen ausgestattet sein, hinzu kommt aber der Produktionsschritt zur elektrischen Personalisierung des Chips im Pass.

Auf diesem Chip werden das Lichtbild des Passinhabers sowie die auf der Passkarte enthaltenen Daten, wie Name, Geburtsdatum und Gültigkeitsdauer des Dokuments, und eine digitale Signatur gespeichert. Ab März 2007 sollen in neuen Pässen zusätzlich die Fingerabdrücke digital erfasst werden. Dabei werden die Daten nur auf dem Chip abgelegt, eine zentrale Speicherung der Daten soll es nicht geben.

Für den Bürger ändern sich mit den neuen Pässen zunächst vor allem die Anforderungen an das Passbild. Künftig muss nach EU-Vorgabe, der Passinhaber frontal abgebildet sein und nicht mehr im Halbprofil.

Die Passbehörden wurden in den letzten Wochen mit einem so genannten ePass-Leser ausgestattet. Mit dem Gerät sollen die Passinhaber beim Abholen des Passes überprüfen können, was auf dem Chip in ihrem Pass gespeichert ist. Dieses Ziel verfolgt auch das Projekt OpenMRTG, das freie Software zum Auslesen der elektronischen Pässe bereitstellen will. Die Daten von den Chips können berührungslos ausgelesen werden, handelt es sich doch um RFID-Chips.

Bundesinnenminister Otto Schily sieht in den neuen elektronischen Pässen einen Sicherheitsgewinn: "Der neue ePass ist noch stärker gegen Fälschungsversuche geschützt und unterstützt künftig die Identitätsfeststellung bei der Grenzkontrolle." Ein nachträgliches Verändern der Daten im Chip, ein Auslesen im Vorbeigehen oder heimliches Abhören der Datenübertragung zwischen Chip und Lesegerät soll durch kryptografische Mechanismen wie die elektronische Signatur und Verschlüsselung verhindert werden. Zudem darf ein Auslesen der biometrischen Daten nur durch die zuständigen Behörden erfolgen.

Kritik an den elektronischen Pässen kommt unter anderem von Datenschützern und Bürgerrechtlern. Der Chaos Computer Club (CCC) kritisiert, dass in Folge der Einführung der biometrischen Ausweisdokumente das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung verletzt wird, denn die im ePass gespeicherten Daten können an internationalen Grenzen ausgelesen und in Datenbanken gespeichert werden. Niemand wisse, wer Zugriff darauf hat und was mit den sensiblen biometrischen Daten weiter passiert.

"Kein Bürger sollte glauben, durch die Biometrie in Ausweisen könnten Terroristen gefangen werden. Schließlich haben die Täter in der Vergangenheit immer einen gültigen Pass besessen," kommentiert CCC-Sprecher Andy Müller-Maguhn. Zudem bleibe der Reisepass auch dann gültig, wenn der Chip nicht mehr funktioniert.

Bisher ausgegebene Reisepässe bleiben nach wie vor gültig. (ji)

Quelle: Golem, 31.10.2005

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