Wie von zahlreichen Beobachtern und auch Verantwortlichen erwartet, sind bereits kurz nach dem Wahlbeginn in den USA die ersten technischen Probleme aufgetreten. In South Carolina musste Wahlstellen zeitweise auf Papier umsteigen, weil die iVotronic Tochscreens des Herstellers Electronic Systems & Software streikte.
In Volusia County in Florida gab die Speicherkarte einer Wahlmaschine, welche die Stimmzettel einscannt, ihren Geist auf, woraufhin bei einer vorgezogenen Stimmabgabe am Montag 13.000 Stimmen nicht gezählt wurden. Die Zuständigen wollen die Zettel am Dienstag erneut einscannen.
Nicht nur die Parteien und die Anwälte der beiden Hauptkandidaten John Kerry und George W. Bush beobachten die Präsidentenwahl ganz genau, auch VerifiedVoting.org des Stanford-Professors und E-Voting-Kritikers David Dill hat 1.300 IT-Experten als Wahlbeobachter entsandt.
VerifiedVoting bietet eine Telefon-Hotline, bei der sich Wähler über das Prozedere des E-Votings informieren könne, sowie das "Election Incident Reporting System" [EIRS], das auf einer Karte gemeldete Zwischenfälle anzeigen soll.
Papierausdruck zur Überprüfung
Um die 30 Prozent aller registrierten US-Wähler werden laut Election Data Services bei dieser Wahl ihre Stimme über einen Wahlcomputer abgeben - damit wird diese Wahl zum größten Test für E-Voting in den USA.
Besonderes Augenmerk dürfte dieser Tage auf den US-Bundesstaaten Nevada und Maryland liegen, die sich bei einem der Hauptkritikpunkte, einem Papierausdruck der abgegebenen Stimme, für zwei gegensätzliche Standpunkte entschieden haben.
So bietet Nevada seinen Wählern die Überprüfung ihrer Stimme über einen Papierausdruck, während Maryland sich vor Gericht erfolgreich dagegen gewehrt hat, an den Wahlmaschinen Drucker anbringen zu müssen.
Fachleute kritisieren, die elektronischen Wahlmaschinen könnten die Wählerintentionen falsch wahrnehmen oder Stimmen nicht registrieren. Und ohne Papierkopien würden die Wähler nie erfahren, ob ihre Stimme auch wirklich gezählt wurde.
Die aktuelle Wahlberichterstattung
Schwere Sicherheitslecks
Das Vertrauen in die Wahlmaschinen wurde vor allem durch das Aufdecken von schweren Sicherheitslücken und mangelnder Sicherheitsvorkehrungen erschüttert.
So hatten Programmierer von Blackboxvoting.org Mitte September im National Press Club in Washington D.C. vorgeführt, wie einfach ein Wahlergebnis manipuliert werden kann.
Das demonstrierten sie anhand fünf gefundener Sicherheitslücken in der Software der Hersteller Diebold und Sequoia. Diebold versorgt unter anderem den Schlüsselstaat Florida mit der notwendigen Hard- und Software.
Dort sind laut Gouverneur Jeb Bush, der jüngere Bruder des amtierenden Präsidenten, bis dato noch keine Probleme aufgetreten.
So wurde gezeigt, dass über eine Hintertür in der Datenbank das Gesamtergebnis leicht geändert werden kann. Eine andere Lücke soll die Weiterleitung der Daten ermöglichen, während die Rohdaten auf den Wahlcomputern unverändert bleiben.
Weiter Sicherheitslecks in Wahlcomputern
Quelle: futureZone, 03.11.2004