Herausforderungen des 21. Jahrhunderts
Zwei zentrale Herausforderungen des 21. Jahrhunderts lauten "Informationsgesellschaft" und "Nachhaltige Entwicklung". Es gilt, beide Komplexe zu verknüpfen und innovative Möglichkeiten in der IKT zu finden und grundlegende ökologische Herausforderungen und soziale Ungleichgewichte so zu integrieren, dass die Chancen einer zukunftsfähigen Entwicklungsperspektive für alle Staaten und Menschen weltweit und dauerhaft gewahrt und verbessert werden. Die Roadmapping-Technik soll dabei das Mittel zum Zweck sein. Mit ihrer Hilfe können Leitplanken für eine zukunftsfähige, d.h. auf ökonomische, ökologische und soziale Belange abgestimmte Entwicklung, Fertigung und Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK-Technologie) erarbeitet werden. Das Roadmapping gilt als international modernste Methode in Entscheidungs- und Strategiefindungsprozessen. Daher gilt ihre Anwendung in diesem Prozess als reizvoll und spannend. Eine Aufgabe des NIK-Projektes ist dementsprechend, die Anwendbarkeit, Effektivität und Praktikabilität von Roadmapping zu untersuchen.
Der Schwerpunkt der 1. Expertenkonferenz im Projekt NIK im November 2001 lag im Dialog mit Akteuren aus Politik und Wirtschaft. Das Rahmenkonzept wurde vorgestellt und allgemeine Handlungsfelder, vordringlich bewertete Handlungsfelder, Fokusthemen, Themenschwerpunkte, Fokusgruppen und Verfahrensweisen abgestimmt. In anschließend parallel arbeitenden Fokusgruppen werden ausgewählte Themenschwerpunkte und Fokusthemen präzisiert.
Öffentliche Beschaffung als Fokusthema
Eines dieser Fokusthemen ist die "Öffentliche Beschaffung". Hier soll der öffentliche Beschaffungsprozess unter Nachhaltigkeitskriterien aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden. Vier Punkte stehen dabei im Mittelpunkt:
- Die Aufnahme produktbezogener Aspekte der Nachhaltigkeit aus dem Bereich der Ökonomie, Ökologie und Soziokultur in Ausschreibungen unter Beachtung der geltenden Richtlinien. Berücksichtigung ökologischer Aspekte ist heute bereits möglich. Schwieriger ist die Formulierung sozialer Belange, da diese produktunabhängig sind und Diskriminierung anderer darstellen (Beispiel: Mindestanteil von 50% Frauen in gehobener Position). Der Bereich der Ökonomie wird bereits einbezogen, allerdings muss Wertebasis eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, anstatt einer reinen Kostenbetrachtung sein.
- Der Wandel von einer Produktions- zur einer Informationsgesellschaft bedingt neue Anforderungen nach Mobilität und Erreichbarkeit. Geeignete Techniken hierfür müssen Nachhaltigkeitsgesichtspunkten entsprechen. Die so formulierten Produktanforderungen können als technische Spezifikation in Ausschreibungen einbezogen werden und Eingang in die Beschaffung finden.
- Die nachhaltigere Gestaltung des Beschaffungsvorganges durch Zusammenfassung aller Kommunikationsformen.
- Die Steigerung der Nachhaltigkeit der Verwendung Geräten durch veränderte Beschaffungswege. Hierzu müssen technisch unterstützte Organisationsformen herausgearbeitet werden, um eine verstärkte Wiederverwertbarkeit von Geräten zu gewährleisten.
Beispiel: Energieeffiziente Steckernetzteile
Ein konkreter Roadmap-Punkt des Fokusthemas Öffentliche Beschaffung ist der Einsatz energieeffizienter Steckernetzteile. Diese weisen eine Leerlaufleitung von ca. 1-2 Watt auf, im Gegensatz zu herkömmlichen Netzteilen mit einer Leerlaufleistung von ca. 10-20 Watt. Eine Einsparung von ca. 125 GWh pro Jahr wäre so möglich (Basis 2 Mio. Beschäftigte mit jeweils 1,5 Steckernetzteilen. Im Maßnahmenplan dieses Roadmap-Punktes wurde für die kommenden Jahre folgende Etappen formuliert:
- 2002 Auflistung aller eingesetzten Geräte mit Steckernetzteilen
- 2003 Erkundung über die Verfügbarkeit energieeffizienter Steckernetzteile
- 2003 Musterangebote
- 2004 Preisverhandlungen
- 2004 Pilotbeschaffung
- 2007 Erfahrungsberichte / Auswertung 2008 Ausschließliche Beschaffung energieeffizienter Steckernetzteile
Die Ziele des NIK-Projektes sind hoch gesteckt und die konkrete Umsetzung steht erst am Anfang. Zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft scheinen momentan noch hochmotiviert und engagiert zu sein. Eine regelrecht jugendliche Begeisterung und tiefe Überzeugung für das Thema Nachhaltigkeit sind zu spüren. "Nachhaltigkeit ist heute längs mehr als Umweltpolitik", sagte beispielsweise Staatssekretär Catenhusen vom BMBF (Link Interview bei uns) in seiner Rede, und Herr Fidalgo (LG. Phillips Displays) fügte hinzu: "Nachhaltigkeit heißt anders ausgedrückt Wirtschaftlichkeit".
Es bleibt zu hoffen, dass die Aufbruchstimmung anhält, dass Ergebnisse konkret werden, Taten folgen und, wenn ausreichend roadgemappt wurde, die politische Unterstützung bei der Umsetzung nicht fehlt. Und das Wichtigste ist, dass die Bevölkerung mitmacht - heute können erst 18 Prozent der Bürger mit dem Begriff Nachhaltigkeit etwas anfangen.
Quelle: Politik Digital
