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Krisenforscher kritisiert USA - "Integrales Risikomanagement" heißt das Zauberwort

Die durch die Folgen des Hurrikans "Katrina" ausgelöste Katastrophe rief weltweit heftige Reaktionen hervor. Der Regierung Bush wird mangelndes Krisenmanagement vorgeworfen. Auch der Hochwasserexperte Eric Veuillet schließt sich dieser Kritik an. "Eine Nation, die sich als erstes Industrieland der Welt bezeichnet, hat sich nicht besser gestellt als ein Drittland", beurteilt der Leiter von AlpS, dem Zentrum für Naturgefahren Management in Innsbruck, die Reaktion der US-Behörden auf die Krise. Diese entspräche nicht dem Stand der Forschung: Für Veuillet ist es nicht akzeptabel, erst nach oder kurz vor Eintritt einer Krise zu reagieren. Einen wesentlich moderneren Umgang mit Katastrophen attestiert Veuillet den zentraleuropäischen Staaten, allen voran der Schweiz. "Integrales Risikomanagement" heißt das Zauberwort, das auch in Österreich Standard werden soll. Dabei werden lange bevor es zu einer Katastrophe kommt, Risikoanalysen, -bewertungen und -beurteilungen erstellt. Anhand solcher Analysen können im Vorhinein Pläne für eine effektives Krisenmanagement ausgearbeitet werden. Dazu zählen Präventionsmaßnahmen wie das Bauen von Dämmen oder das Installieren von Frühwarnsystemen. Durch eine effektive Raumplanung kann verhindert werden, dass sich Menschen und Betriebe in hochwassergefährdeten Gebieten ansiedeln. Für den Krisenfall selbst müssen Evakuierungspläne ausgearbeitet werden. Wichtig für die Umsetzung ist laut Veuillet vor allem auch Kommunikation, die etwa in Österreich gut funktioniert.

"Die Krisenpläne werden hier von den Behörden akzeptiert", meint Veuillet dazu. Nach der Krise sei es notwendig, eine neue Risikoanalyse zu erstellen, und aus den Erfahrungen zu lernen. Die Einführung eines effizienten Risikomanagements sei vor allem eine politische und soziale Frage. "Risikomanagement kostet Geld, und die Frage ist, wie viel uns das wert ist", meint Veuillet.

Das vermehrte Auftreten von Extremwetterereignissen begreift er als Herausforderung. "Es ist eine große gesellschaftliche Aufgabe, diesem Wandel in Zukunft möglichst gut zu begegnen", so der alpS-Chef. "Daran wird überall gearbeitet", beschreibt er die Reaktion der Forschung. So werden etwa Frühwarnsysteme entwickelt und Bemessungsgrößen neu überdacht.

Quelle: ECAustria, 12.09.2005

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