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Der massenhafte Einsatz von RFID und die notwendige Vernetzung der RFID-Lesegeräte erfordert ein Standardprotokoll für die Konfiguration, Koordination und Informationen zum Status und zu den Daten der RFID-Tags. Eine eigene Arbeitsgruppe der Internet Engineering Task Force (IETF) soll ein solches Protokoll entwickeln. Dafür warben beim IETF-Treffen in Minneapolis Vertreter von Cisco und Revasystems. Pawar Krishna und David Husak von Revasystems legten gleichzeitig einen ersten Entwurf für ein Simple Lightweigth RFID Reader Data Protocol (SLRRP, gesprochen Slurp) vor. "Wir gehen davon aus, dass eine typische RFID-Umgebung ein Netz von RFID-Lesern sein wird, die von einem oder mehreren Reader-Network-Controller-Servern überwacht werden", schreiben die beiden Autoren in ihrem Vorschlag. Diese Controller könnten softwarebasiert in einem Router oder als speziell dafür vorgesehene Hardware laufen. Das Protokoll soll auf die von der ISO und der Organisation EPCglobal verabschiedeten RFID-Funkstandards keine Auswirkung haben, sondern im Wesentlichen die Kommunikation zwischen den RFID-Lesern und der nächst höheren Ebene einheitlich regeln.

Auch die Cisco-Vertreter betonen den Netzwerkaspekt künftiger RFID-Installationen: Die erwartete Dichte von Lesegeräten, die Menge der Daten, die anfallen und übermittelt werden müssen, und die Nutzungsmöglichkeiten werden, so heißt es in einem Cisco-Papier, immens sein. Für die Filterung und Weiterverarbeitung der Daten werde ein skalierbares Netz kritisch. Interoperabilität der Lesegeräte verschiedener Hersteller sei für die Integration der Technologie in bestehende IP-Infrastrukturen eine Vorraussetzung. Derzeit dominieren aber nach Ansicht von Krishna noch Einzellösungen, das wisse man aus zahlreichen Gesprächen mit RFID-Reader-Herstellern.

Ob die IETF den Job übernehmen soll, darüber gibt es nun allerdings noch Streit. Margret Wasserman, Entwicklungschefin beim RFID-Reader-Hersteller ThingMagic, warnte davor, anderen Standardisierungsorganisationen ins Gehege zu kommen. "Das einzige, was wir erreichen können, ist, dass wir am Ende zwei oder drei Standards haben." Wassermann verwies insbesondere auf die Arbeiten von EPCglobal. Das RFID-Konsortium, Nachfolger des Auto-ID-Center des MIT, das seinerseits ThingMagic schon 2001 mit der Entwicklung eines RFID-Readers beauftragt hatte, bemühte sich bislang vor allem um eine einheitliche Registrierung der elektronischen Produkt-Codes. Die Idee ist, eine zentrale Datenbank für RFID-Tags international und über alle Branchen zu haben. Wassermann betonte, dass innerhalb EPC auch an einem Reader-Control-Protocol sowie einem Datenmodell gearbeitet werde. Letzteres sei lediglich noch nicht veröffentlicht. Es sei zweifelhaft, dass ein IETF-Standard größere Akzeptanz bekommen könne.

Die anwesenden IETF-Mitglieder votierten trotz dieser Warnungen mit dem klassischen Summton für die Einrichtung einer Arbeitsgruppe. Eine Absprache mit den anderen Organisationen soll angestrebt werden. Neben EPCglobal und der ISO ist auch noch das European Telecommunications Standards Institute (ETSI) aktiv, das seit Montag einen Hardware-Test zur Abschirmung verschiedener Lesegeräte gegeneinander veranstaltet. Schließlich hat auch Microsoft, wie Cisco Mitglied bei EPCglobal, gerade eine RFID-Produktlinie angekündigt. Für Fragen der Integration von RFID ins IP-Netz hält man sich bei der IETF aber eben doch für zuständig. EPCglobal sei im Übrigen, so bemerkte ein Teilnehmer, nicht so offen für die Beteiligung von Nichtmitgliedern. Das letzte Wort, ob die IETF ihren Hut in den Ring wirft, haben nun die IETF-Führungsgremien.

Autor: (Monika Ermert) / (pmz/c't)

Quelle: Heise online, 09.03.2005

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