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Samstag, 23.11.2024
Transforming Government since 2001
Trotz des deutlichen Umsatzrückgangs in den Informations- und Kommunikationstechnologien geht nach Ansicht der Initiative D21 Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft in unvermindertem Tempo weiter. "Der Abwärtstrend in der IT-Branche ist natürlich bitter. Allerdings ist das für die Entwicklung der Informationsgesellschaft nur eine Seite der Medaille. Die andere Seite sind die Angebote im Internet und die Nutzer - und beides boomte in 2002," sagte Erwin Staudt, Vorsitzender der Initiative D21 und IBM-Deutschland Chef. Forderungen für die Zukunft sind die verstärkte Nutzung der Krankenversicherungskarte zur Datenspeicherung und die Einführung der elektronischen Signatur auf dem Personalausweis sowie die Aufnahme von Medienkompetenz in den Pisa-Test. Erstmals seit Jahren war in 2002 der gesamte deutsche Markt der Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK) um 1,3 Prozent zurückgegangen. Die Zahl der Beschäftigten im engeren IT-Bereich ist um 29.000 auf 790.000 Beschäftigte gesunken. Insolvenzen und sinkende Aktienkurse von IT-Unternehmen vervollständigten die schlechte Lage der IT-Branche im Jahr 2002. "Wir dürfen nicht den Fehler machen, die Informationsgesellschaft mit der IT-Branche gleichzusetzen," sagte Erwin Staudt. "Die neuen Technologien sind weiterhin der Motor für Innovationen in der Gesellschaft. Deshalb muß die Informationsgesellschaft weiterhin oberste politische Priorität haben."

Pläne zu E-Government auf dem Weg

Im Bereich der elektronischen Verwaltung ist Deutschland weiter auf Kurs. Bis Ende des Jahres 2002 werden die Bundesbehörden mehr als 160 Dienstleistungen im Internet anbieten. Dazu gehören zum Beispiel Zollauktionen oder Bafög-Rückzahlungen. Damit liegt die Bundesverwaltung im Zeitplan, wenn bis 2005 alle 350 Dienstleistungen online zur Verfügung stehen sollen. Auch die nächsten Schritte der elektronischen Verwaltung wurden 2002 in Angriff genommen: das Signaturbündnis des Innenministeriums für die Umsetzung der elektronischen Signatur. Ein Programm zur Entwicklung von Standards (SAGA) aus dem gleichen Hause wird zukünftig die Vernetzung der elektronischen Programme von Bund, Ländern und Kommunen vereinfachen.

Fortschritte bei Internet im Bildungswesen

Große Fortschritte sind 2002 außerdem im Bereich Wissensgesellschaft zu verzeichnen. Zu Beginn des Jahres verfügten alle allgemeinbildenden Schulen über einen Internet-Zugang, über 100.000 Lehrer hatten eine IT-Weiterbildung erfahren. Ein Großteil der Schulen in Deutschland ist mit Computern ausgestattet, alle Bundesländer haben Medien-Konzepte für Schulen entwickelt und setzen diese systematisch um. Mit dem Projekt "1000x1000" begann Niedersachsen das mobile Lernen in die Fläche zu tragen. 1000 Schüler erhalten ein von Eltern finanziertes Notebook, unterstützt mit einem Darlehen der Landesbank. Nach der Phase der Erstausstattung entwickeln immer mehr Bildungspolitiker nachhaltige Medienkonzepte für Betrieb und Wartung sowie Didaktik zum Einsatz des Internet im Unterricht. Ein Wettbwerb der Initiative D21 zeigte zahlreiche gute Beispiele auf und zeichnete als Gewinner den Kreis Güstrow aus. Bundesregierung und Wirtschaft planen nun, mit der Initiative "Jugend ans Netz" auch außerschulische Einrichtungen mit PCs auszustatten.

Deutschland (n)online

Die Zahl der Internet-Nutzer steigt weiter an. Zwar zeigte der von der Initiative D21 und EMNID vorgelegt "(N)onliner Atlas 2002", dass Bürger, die heute nicht im Netz sind es immer weniger planen und eine Sättigungsgrenze droht. Dennoch gab es bis Mitte des Jahres 2002 26,7 Millionen deutsche Internet-Nutzer über 14 Jahren. Das waren rund drei Millionen mehr als im vergangenen Jahr. Dass die Gefahr der digitalen Spaltung in Deutschland noch nicht gebannt ist, zeigt die geografische Übersicht des (N)onliner Atlas. Geographisch verläuft die digitale Spaltung jedoch nicht nur zwischen Ost und West. Innerhalb der alten Bundesländer existiert eine Spaltung zwischen einem Band hoher Internetnutzung, das sich von Schleswig-Holstein bis Bayern durch die Mitte Deutschlands zieht, gegenüber einer Zone mit stärkerer Offline-Neigung in den drei westlichsten Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland.

Größter D21-Erfolg 2002: Girls Day

Größter Erfolg der Initiative D21 im Jahr 2002 war der Girls Day am 25.4.2002. Rund 33.000 Mädchen waren bei Veranstaltungen in 1.000 Unternehmen und Institutionen um praxisnah den Einsatz von Technologie in der Arbeitswelt zu erleben. Ziel war es, junge Mädchen für technische Ausbildungen und Studiengänge zu begeistern. Die Zahl der Frauen in IT-Studiengängen liegt weiter bei mageren 15 Prozent und ist weit von der 40-Prozent-Ziel-Marge entfernt.

Sponsoring trotz Wirtschaftsflaute

Ein weiterer Erfolg der Initiative D21 - Deutschlands größtem Private-Public-Partnership - sind die trotz Wirtschaftsflaute fortgesetzten Sponsoring-Leistungen der D21-Mitgliedsunternehmen. Insgesamt haben die Unternehmen seit Gründung der Initiative D21 im Jahr 1999 für die IT-Infrastruktur von Schulen rund 17 Millionen Euro gespendet. 20.000 Schulen haben über die Initiative D21 einen Kontakt zu Unternehmen oder Förderprojekten vermittelt bekommen. Etwa ein Fünftel davon hat Hard- oder Software erhalten. Durch den Marktplatz für Schulen, ein Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Initiative D21, werden allein 15.000 Schulen betreut.

Zukünftige Schwerpunkte und Forderungen

Zur künftigen Gestaltung der Informationgesellschaft legte die Initiative D21 unmittelbar nach der Bundestagswahl einen "12-Punkte-Katalog" vor. Die wichtigsten Forderungen der über 300 engagierten Unternehmen sind die verstärkte Nutzung der Krankenversicherungskarte zur Datenspeicherung, die Einführung der elektronischen Signatur auf dem Personalausweis, die Aufnahme von Medienkompetenz in den Pisa-Test und die Schaffung eines Kompetenzzentrums "Elektronische Demokratie".

Internet-Barometer

Aufgefordert wird die Bundesregierung, die Entwicklung der Informationsgesell-schaft zukünftig in einem internationalen Vergleich anhand von Kritierien in einem "Internet-Barometer" zu messen und diese Messung in den Jahres-wirtschaftsbericht aufzunehmen. Gesetze und IT-Förderprogramme sollen gezielt entsprechend nach Entwicklung des Barometers ausgerichtet werden. Im Bereich Verwaltungsmodernisierung ist der Durchbruch der elektronischen Signatur notwendig. Dazu wird die Einführung der elektronischen Signatur auf dem Personalausweis und ein Aktionsplan der Bundesregierung zur elektronischen Signatur gefordert. Zum Ausbau der politischen Beteiligungsmöglichkeiten sollen Online-Wahlen bei Betriebs- und Personalratswahlen durch den Aufbau eines Kompetenzzentrums gefördert werden.

Konzept "Deutsche Wirtschaft Online"

Notwendig ist ein Konzept "Deutsche Wirtschaft Online". Die mittelständischen Zulieferer müssen stärker untereinander und mit Großunternehmen sowie der Verwaltung über das Internet vernetzt werden. Hier liegt ein enormes Effizienzpotiential, das zu mehr Wachstum und Beschäftigung führen kann.

IT und Gesundheitswesen

Bei der anstehenden Gesundheitsreform muss durch den verstärkten Einsatz von Informationstechnologien die Effizienz im Gesundheitswesen erhöht werden. Gefordert wird die Erweiterung der Nutzungsmöglichkeiten der Versichertenkarte. Das wird erreicht durch die Möglichkeit der freiwilligen Speicherung persönlicher Gesundheitsdaten wie Notfalldaten und des Zuzahlungsstatus, die Verwendung dieser Karte als Impf- und Organspendeausweis sowie in fortgeschrittener Stufe als Trägermedium für das elektronisches Rezept. Ausserdem sieht D21 die Zulassung des Internet-Handels für Arzneimittel als dringend notwendig an.

Forderungskatalog "12 Aktionen nach der Wahl" zum download: http://initiatived21.de unter Publikationen.

Quelle: Initiative D21, 23.12.2002

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