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Montag, 7.04.2025
Transforming Government since 2001
Wenn im Jahr 2005 der Besuch bei einer Behörde zum Vergnügen wird, könnte das Internet daran Schuld sein. eGovernment heißt die Lösung – das Hamburger Unternehmen CoreMedia mischt bei der Entwicklung ganz vorne mit. Wer einen neuen Personalausweis beantragen möchte, braucht eine Engelsgeduld. Bislang heißt es: Nummer ziehen und Däumchen drehen. Von Kundenfreundlichkeit und Service keine Spur. Doch in Zukunft soll alles einfacher werden: eGovernment heißt das Zauberwort für die bürgerfreundliche Verwaltung. Mit der Initiative „BundOnline 2005“ will die Bundesregierung in spätestens drei Jahren alle Behörden ans Netz gebracht haben. Den Bürger freut’s: Er kommt einfacher, schneller und aktueller an wichtige Informationen. Rund 1,65 Mrd. Euro lässt sich die Regierung das Modernisierungsprogramm kosten. „Chefsache“ für Kanzler Schröder und Innenminister Schily.

„Chefsache“ seit kurzem auch für das Hamburger Unternehmen CoreMedia (www.coremedia.com), das sich auf die Programmierung so genannter Content-Management-Systeme, kurz CMS, spezialisiert hat. Damit werden Inhalte für Webseiten und andere Multimediadienste automatisch strukturiert, aktualisiert und gepflegt.

Keine Wartezeiten

Bei der europaweiten Ausschreibung des Bundes für „BundOnline 2005“ setzte sich die Hamburger Firma gegen 170 Mitbewerber, u.a. Branchenriesen wie IBM, durch. CoreMedia-Gründer und CEO Sören Stamer: „Für den Bürger entfallen dank eGovernment lange Wartezeiten. Wer sich ummelden möchte, kann das dann bequem von zu Hause aus am PC machen.“ Auf Kundenseite seien vor allem die geringeren Kosten und die einfache Bedienbarkeit des CMS entscheidend. „Das System ist intuitiv zu verstehen.“

Ein Tag reiche aus, so Stamer, bis auch Technikmuffel unter den Mitarbeitern gelernt hätten, mit dem CMS umzugehen.

Die Technik von CoreMedia begegnet dem Surfer im Internet auf Schritt und Tritt – meist jedoch unbemerkt. Im Hintergrund sorgt sie dafür, dass alle Inhalte, ob Texte, Grafiken, Video- oder Audiofiles, am richtigen Platz sitzen und aktualisiert werden. Mittlerweile ist die 1996 gegründete CoreMedia nach eigenen Angaben Marktführer in Zentraleuropa. So sorgen die Hamburger zum Beispiel dafür, dass Robert T-Online nicht abstürzt.

Der Relaunch des größten deutschen Internetproviders stellte eine besondere Herausforderung an die CoreMedia-IT dar: Alle zwei Sekunden wird die Seite mit neuen Inhalten gespeist und aktualisiert, mehrere Hundert Millionen Seitenaufrufe pro Monat muss sie locker verkraften. Mittlerweile laufen alle T-Online-Portale auf der „Content Application Platform“ (CAP) von CoreMedia, der 3. Generation von Content-Management-Systemen.

Wie vielseitig das CMS eingesetzt werden kann, zeigt das Beispiel des Autoherstellers Seat. Auf der Site www.eseat.de können Autofans ihr Fahrzeug individuell online zusammenstellen. „Bitte wählen Sie eine Ausstattungslinie in Kombination mit einem Motor“ fordert das System den User höflich auf. Bleibt nur noch zu klären, welche Farbe: Lava-rot oder doch tiefschwarz? Am Bildschirm kann man genau mitverfolgen, wie das Traumauto entsteht. Auch wer sein Konto bei der HASPA hat und seine Bankgeschäfte von zu Hause am PC erledigt, greift auf die Software vom CoreMedia zurück.

CoreMedia meldete für das am 30. Juni 2002 abgeschlossene Geschäftsjahr ein Umsatzwachstum von 150 Prozent gegenüber dem Vorjahr, hauptsächlich erzielt durch Lizenzerlöse für die CAP. Mit siebenstelligen Umsätzen pro Monat hat CoreMedia bereits zwei Quartale früher als geplant einen Gewinn erwirtschaftet – trotz Branchenkrise.

Von Krise profitiert

„Interessanterweise konnten wir sogar von der Krise profitieren“, so Sören Stamer, „die Kunden überlegen sich nämlich viel genauer, welche Systeme sie wirklich brauchen.“ Vielleicht sei auch die eher zurückhaltend, hanseatische Art der Kundenansprache ein Erfolgsfaktor, mutmaßt Stamer. An nassforsche Start-Ups erinnert in der Firmenzentrale mit Blick auf den Michel einzig der „Chill-Out Room“ – mit obligatorischem Kicker.

Stamer steht auch heute noch zu der Anschaffung. „Das hat sich bewährt", lacht er, "hier klären die Techniker und der Vertrieb ihre Meinungsverschiedenheiten.“ Vielleicht wäre so ein Kicker ja auch eine intelligente Investition für die Hamburger Behörden. Wenn ab 2005 alle ihre Unterlagen per Internet einreichen, haben die Beamten ja genug Zeit für eine Runde Tischfußball.

Quelle: Hamburger Morgenpost

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