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Montag, 30.09.2024
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Es ist höchste Zeit für E-Government, glaubt Piero Corsini, IBM-Manager für den öffentlichen Sektor.

Weltweit sind öffentliche Verwaltungen mit der Umstellung auf moderne, "kundenorientierte" Arbeitsabläufe beschäftigt, Stichwort: E-Government. Dafür braucht es Investitionen in Informationstechnik (IT) und Beratung. Das wiederum ist ein Milliardengeschäft für die Anbieter. In Europa und Österreich gehört neben Siemens und SAP auch der weltgrößte IT-Konzern, IBM, zu den mächtigsten Lieferanten am E-Government-Markt. Der IBM-Chef für den öffentlichen Sektor in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika, Piero Corsini, besuchte am Freitag österreichische Regierungsvertreter, um für IBM-Lösungen zu werben.

Unternehmen hätten in den vergangenen Jahrzehnten begonnen, ihre Arbeitsabläufe flexibler und kundenorientierter zu gestalten. Die größten Organisationen jedes Landes, die öffentlichen Verwaltungen, hätten erst vor relativ kurzer Zeit mit der Modernisierung begonnen, so Corsini. Im Vordergrund stünde weniger der Aufbau der technischen Infrastruktur als die Veränderung der Kultur in den Amtsstuben. Jeder Regierungschef habe mittlerweile ein Bekenntnis abgelegt, dass seine Verwaltung Dienstleistungen liefern müsse, "die Führung steht also hinter dem Konzept", so der gebürtige Sizilianer.

Es werde einige Zeit dauern, bis die notwendigen Schritte umgesetzt seien. Neben den Kosteneinsparungen gebe es einen weiteren Grund, der zu einem gewissen Zeitdruck führe: "In sieben bis zehn Jahren werden bei den europäischen Verwaltungen viele Beamte in Pension gehen, die in den Babyboom-Jahren nach dem zweiten Weltkrieg aufgenommen wurden." Diese Jobs würden zum Großteil nicht nachbesetzt werden, weil E-Government-Lösungen schlankere Verwaltungs-Apparate ermöglichen würden. Größere Umstellungen würden fünf bis sechs Jahre dauern, "es ist also höchste Zeit", meint Corsini.

Gute Erfahrungen habe IBM in Großbritannien gemacht. So habe die "Driver an Vehicle Licencing Agency", eine staatliche Stelle, die Führerschein- und Fahrzeug-Daten verwaltet, ihre Organisation umgestellt, sei nun kundenorientierter und stelle Zulassungsscheine elektronisch aus.

Linux und "Open Source Software" würden immer bedeutsamer für die öffentlichen Verwaltungen. "Die Kunden wollen eine Auswahl und bevorzugen offene Systeme und nicht proprietäre (Anm.: geschützte, abgeschlossene) Software", so ein Seitenhieb auf Erzkonkurrenten Microsoft.

Für IBM liege der öffentliche Sektor nach Branchen hinter dem Finanz-Bereich an zweiter Stelle und sei weltweit ein "Multimilliarden-Dollar-Business".

Quelle: Die Presse, 06.06.2004

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