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Montag, 30.09.2024
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Einen neuen Managerposten gibt es demnächst bei Microsoft Deutschland, will die Financial Times Deutschland aus Unternehmenskreisen erfahren haben: Der Direktor Public Sector soll Kunden aus der öffentlichen Verwaltung direkt betreuen und dem Vorsitzenden von Microsoft Deutschland, Jürgen Gallmann, unterstellt sein. Um gleich mit den richtigen Kontakten die Arbeit aufnehmen zu können, soll angeblich ein ehemaliger Politiker den Job übernehmen: Der frühere Berliner Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner sei dafür vorgesehen, schreibt das Finanzblatt. Branoner war zwischen 1998 und 2001 Wirtschaftssenator von Berlin; er ist Stellvertretender Vorsitzender beim Arbeitskreis E-Government des Branchenverbands Bitkom und betreute bei T-Systems den Bereich Public & Healthcare. Microsoft Deutschland wollte allerdings die Einrichtung des Postens und die Bestellung von Branoner bislang offiziell weder bestätigen noch dementieren.

Sinn ergibt die Einrichtung eines solchen Postens, der sich vor allem mit Lobby-Arbeit bei den öffentlichen Verwaltungen, den Behörden und Institutionen der Städte, der Länder und des Bundes beschäftigen dürfte, für Microsoft wohl schon. Schließlich erzeugt das Geschäft mit der öffentlichen Hand einiges an Umsatz für den Softwarekonzern, der aber in letzter Zeit einige peinliche Schlappen hinnehmen musste. So beschloss ausgerechnet der Stadtrat von München, auf Linux umzustellen -- in Unterschleißheim bei München ist die Hauptverwaltung von Microsoft Deutschland angesiedelt. Gegen den Beschluss in München halfen auch Unterredungen von Microsoft-Chef Steve Ballmer mit Münchens Oberbürgermeister Christian Ude und heftige Rabattierungen der Microsoft-Software nicht. Der Beschluss in München erregte weltweit Aufmerksamkeit -- bis hin zu einer Dokumentation in der US-Zeitung USA Today, die das Vorgehen der deutschen und US-amerikanischen Konzernspitze von Microsoft im Detail aufführte.

Aber nicht nur München, auch die Linux-Umstellung der Desktop-Systeme in Schwäbisch Hall oder der Rahmenvertrag des Bundesinnenministeriums mit IBM über Konditionen für Linux-Installationen und -Support ließen die Microsoft-Manager wohl besorgt über neue Wege nachdenken, den Markt besser abzusichern. Zumal die letzten Versuche, Externe mit politischer Lobby-Arbeit zu beauftragen, in die Hose gingen: Hunzinger PR erhielt zwar einen Millionen-Etat von Microsoft, konnte aber den Einsatz von Linux in der Bundestagsverwaltung nicht vollständig verhindern. Kurz nachdem Hunzinger durch den Skandal um den ehemaligen Verteidigungsminister Rudolf Scharping für negative Schlagzeilen sorgte, trennte sich Microsoft wieder von dem Lobbyisten und beauftragte erst einmal ECC Public Affairs mit der "Kommunikationsstrategie gegenüber politischen Entscheidungsträgern", wie Microsoft Deutschland dies vorsichtig formulierte. Deren Aktivitäten aber scheinen angesichts von Entscheidungen wie in München, Berlin oder Schwäbisch Hall bislang ebenfalls nicht nur von Erfolg gekrönt gewesen zu sein.

Quelle: Heise online

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