"In der traditionellen IT-Welt muss der Nutzer lernen, wie man Computer verwendet", sagte der Chef des Elektronikherstellers Samsung Electronics, Yun Jong Yong. "Beim Ubiquitous Computing lernt die Maschine aus dem Verhalten des Nutzers und bietet passende Lösungen an." Das Unternehmen will dabei eine Führungsrolle spielen. RFID (Radio Frequency Identification) heißt die zu Grunde liegende Technologie. RFID wird etwa in so genannten Smart Labels verwendet, mit denen Logistikunternehmen die Strichcodes auf Paketen ersetzen. Die Labels enthalten neben einem Chip eine Antenne, über die Daten an entsprechende Lesegeräte übertragen werden können. Neben der Produktbezeichnung lassen sich Zusatzinformationen wie Lieferwege, Herstellungsdatum und Erzeugerdaten speichern. Rasierklingen können auf diese Weise ebenso mit einer Internet-Adresse versehen werden wie Temperaturfühler einer Klimaanlage.
Colony rechnet damit, dass die Zahl der so vernetzten Geräte bis 2012 auf 14 Milliarden steigen wird. Die dafür erforderlichen Investitionen bezifferte er auf 2,7 Billionen US-Dollar. Auch Menschen könnten sich dafür entscheiden, eine RFID-Marke zu tragen, die persönliche Daten enthält. Im Gegenzug für Gesundheit und Sicherheit seien viele Menschen dazu bereit, den Schutz ihrer Privatsphäre zumindest teilweise aufzugeben.
"In Zukunft wird jeder alles über mich wissen", sagte Colony. "Die Gesellschaft wird sehr transparent sein, ob uns das gefällt oder nicht." Datenschützern verursacht die Vision einer Welt, die von tausenden vernetzter Sensoren überwacht wird, eher Albträume.
Dass die Konferenz in Seoul stattfindet, ist kein Zufall. Südkorea ist dem Schweizer Institut for Management Development (IMD) zufolge Weltspitze, wenn es um Breitband-Zugang zum Internet geht. Bei der IT-Infrastruktur und den Breitband-Kosten belegte das Land Platz 2. In dem von Kritikern als "Republic of Samsung" bezeichneten Land stellt die Samsung-Gruppe, in deren Flaggschiff-Hotel The Shilla das Seoul Digital Forum stattfand, ein Fünftel der Exporte.
Südkoreas Minister für Information und Telekommunikation, Chin Daeje, kündigte auf der Konferenz die Markteinführung von Handys mit RFID-Lesegeräten für Anfang 2006 an. In einem von ihm vorgestellten Szenario gehen die Eltern einer südkoreanischen Familie abends ins Kino, während ein Haushaltsroboter dem Kind einfache Rechenaufgaben stellt. Die Kinokarten werden per Handy reserviert und bezahlt. An der Kasse gibt es keine Schlange, das elektronische Ticket wird vollautomatisch eingelesen. Über das Mobiltelefon lässt sich nicht nur der Roboter steuern, sondern auch überprüfen, ob alle Türen verriegelt sind oder Gas austritt.
Der Leiter des Geschäftsgebiets Automation and Drives der Siemens AG, Rainer Besold, wies allerdings darauf hin, dass vor dem nächsten Schritt ins digitale Zeitalter noch einige Aufgaben zu bewältigen seien. Dazu gehöre die Entwicklung globaler Standards für RFID-Chips, für die Übertragung der darauf enthaltenen Daten und für die Lesegeräte. Zudem seien die erforderlichen Vorschriften und Gesetze noch nicht verabschiedet.
Um dies zu beschleunigen forderte der ehemalige Vorsitzende der US-Telekomaufsicht FCC, Michael Powell, die Regulierungsbehörden der Welt dazu auf, schneller zu entscheiden. "Die Regulierer arbeiten nicht in Internet-Geschwindigkeit", sagte Powell. "Wir müssen es möglich machen, dass technologische Trends regulatorische Veränderungen antreiben."
Autor: (dpa/tc)
Quelle: Computerwoche, 23.05.2005