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Montag, 8.07.2024
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Reaktivierte FBI-Pensionisten korrigieren Fehlerrate des Systems manuell | Automatische Auswertung mit acht Prozent Fehlerquote | Abdrücke und Daten aller EU-Bürger auf unbegrenzte Zeit in FBI-Datenbanken gespeichert Seit Donnerstag werden auch allen Reisenden aus EU-Staaten nach der Landung in den USA zwei Fingerabdrücke abgenommen.

Um die großen Mengen an Daten auch verarbeiten zu können, hat das US-Ministerium für Heimatschutz noch in der vergangenen Woche eine große Zahl von einschlägigen Experten angeheuert.

Ein Auftrag im Wert von 25 Mio. USD ging im Rahmen des US-VISIT-Programms [US Visitor and Immigrant Status Indicator System] an die US-Firma DigitalNet.

Großteils aus der Pension zurückgeholte Fingerabdruck-Experten des FBI werden im Western Identification Network in San Diego und im Biometrics Support Center Washington jene Fälle bearbeiten, bei denen die Abfrage in der IDENT-Datenbank des FBI mit unklaren Resultaten endete.

In Brüssel sollte das Thema "Biometrie in Reisepässen" auch am Donnerstag auf der Tagesordnung des informellen Innenministerrats stehen. Bei der offiziellen Tagung am 25. und 26. Oktober soll fahrplangemäß eine Entscheidung fallen. Unter den EU-Staaten wird noch debattiert, ob ein zweiter biometrischer Identifikator freiwillig oder verpflichtend kommen soll.

Innenminister-Debatte um Biometrie in Pässen

Heterogene Datensätze

Bei durchschnittlich acht Prozent aller Überprüfungen versagt die Software, worauf dann Menschen herangezogen werden, die den Fall manuell überprüfen müssen.

Die Schwierigkeit liegt an der Heterogenität der Datensätze in der IDENT-Datenbank des FBI. Ein Gutteil der geschätzten 60 Millionen Datensätze besteht aus eingescannten Abdrücken aller zehn Finger auf Papier.

Ein anderer Teil wiederum sind elektronisch abgenommene Zehnfingerabdrücke, die ebenfalls "aufgerollt" werden, das heißt jeder Finger wird beim Abtasten gedreht.

Verglichen werden muss das mit jeweils zwei flach aufgelegten Abdrücken der Zeigefinger, die bei der Einreise abgenommen werden. Damit neigt das System dazu, falsche Treffer ["false positives"] zu produzieren, die manuell überprüft und beurteilt werden müssen.

Für die Performance nichts Gutes

Die einmal gespeicherten Fingerprints aller eingereisten EU-Bürger werden auf unbegrenzte Dauer im System gespeichert. Das wiederum bedeutet für die zukünftige System-Performance des US-VISIT-Systems nichts Gutes, da eine stets steigende absolute Zahl an zu vergleichenden Datensätzen auch höhere Fehlerraten erwarten lässt.

Zu wenig Durchblick bei Biometrie-Visa

"Semaphore" in Großbritannien

Auch in Großbritannien soll ein ähnliches System bis Jahresende in Betrieb gehen. "Semaphore" soll in der ersten Stufe Daten der rund sechs Millionen auf "hoch riskanten" Flugrouten nach und von Großbritannien Reisenden sammeln und mit Polizei-Datenbanken von möglichen Verdächtigen abgleichen. Die Daten werden bereits beim Buchen des Flugs gesammelt.

Dem liegt das weitaus breiter angelegte Programm e-Borders zu Grunde, mit dem die britische Regierung die Sicherheitskontrollen an den britischen Grenzen verstärken will. Semaphore ist bereits seit dem Sommer in Entwicklung und soll rund 15 Millionen britische Pfund kosten.

E-Borders selbst ist fast identisch mit dem US-Programm. Ab 2008 soll e-Borders jedwede Bewegung nach und von Großbritannien weg aufzeichnen.

Daneben plant Großbritannien auch die Einführung von ID-Cards mit biometrischen Merkmalen für alle Briten.

Semaphore

Quelle: futureZone, 30.09.2004

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