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Montag, 8.07.2024
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Das Bundesinnenministerium testet das Verfahren der Augeniris-Kontrolle in Frankfurt ab Herbst erstmals auf einem deutschen Flughafen. Vorbild für den auf mindestens sechs Monate angelegten Modellversuch ist Amsterdam. Am Flughafen Schiphol ist die Grenzkontrolle per Augeniris seit über einem Jahr im Einsatz. Dabei lassen Passagiere, die an dem Versuch teilnehmen wollen, ihre Erkennungsmerkmale vorher registrieren und auf einer Chipkarte speichern. Die schieben sie dann in einen Automaten, gehen durch ein Drehkreuz und schauen in eine Iris-Erkennungskamera. Wenn die Daten auf dem Chip und aus der Kamera übereinstimmen, öffnet sich die Schleuse.

Die Hersteller biometrischer Verfahren, wozu neben der Iris-, auch die Gesichts- und Fingerabdruck-Erkennung zählen, erhoffen sich von dem Modellversuch einen Schub für die Branche. "Die meisten Verfahren stecken in der Anwendung noch in den Kinderschuhen und sind über das Stadium eines Pilotprojekts noch nicht hinaus gekommen", sagt Thomas Zielke, Professor an der Fachhochschule in Gelsenkirchen und Mitinhaber des auf Gesichtserkennung spezialisierten Herstellers Cevis. Doch das Marktpotenzial, das den neuen Technologien zugetraut werde, sei enorm. Jährliche Wachstumsraten von 50 Prozent unterstellen Branchenkenner dem noch jungen Industriezweig.

Begehrter Auftrag

Entsprechend umkämpft ist der Auftrag für den Frankfurter Flughafen: Ein Bewerber reichte gegen das Auftragsvergabeverfahren eine Beschwerde ein - ein Vorgang, der bei 2000 Verträgen nur ein- bis zweimal im Jahr vorkommt. Zwar unterlag das Unternehmen sowohl beim Bundeskartellamt in Bonn wie auch in letzter Instanz vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf. Doch die Beschwerde blockierte die Auftragsvergabe - in der Folge verspätet sich der Projektbeginn um etwa drei Monate.

Dem Bundesinnenminister kann die Verzögerung nicht recht sein, er verspricht sich von der Iris-Kontrolle größere Sicherheit als vom herkömmlichen Pass oder Personalausweis. Die Chance, zwei identische Iriden zu finden, wird denn auch von Experten mit eins zu 1032 angegeben. Doch die Fehlertoleranz liegt laut Branchenanalyst Stephan Wittwer von der Landesbank Baden-Württemberg noch zwischen drei und fünf Prozent. So lässt sich das System der Iriskontrolle zum Beispiel mit bedruckten Kontaktlinsen überlisten oder mit einer simplen, kreisrund ausgeschnittenen Pappscheibe vor dem Auge. Die Zukunft liegt nach Einschätzung von Experten daher vor allem in der Kombination unterschiedlicher Erkennungssysteme.

Am weitesten verbreitet ist zurzeit noch die Kontrolle per Fingerabdruck. Auf diese Technologie entfällt nach einer Studie der US-Branchenorganisation International Biometric Group (IBG) mit 48,8 Prozent knapp die Hälfte des Marktumsatzes.

In Deutschland zählen in dem zersplitterten Markt zu den wichtigsten Biometrie-Anbietern neben Siemens und Infineon vor allem kleinere Anbieter wie etwa Utimaco Software.

Quelle: Financial Times Deutschland

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