Mittel gegen die digitale Dokumentenfalle
Die elektronische Signatur ist eine Schlüsselanwendung für Unternehmen und die moderne Verwaltung, denn mit ihr lassen sich Kosten senken. Nach einer Gartner-Studie verbringen Angestellte eines Unternehmens bis zu 40 Prozent ihrer Arbeitszeit mit händischer Dokumentenverwaltung. Entsprechend hoch sind die erwarteten Einsparungspotentiale durch den Einsatz elektronischer Signaturen. Deren Langzeitarchivierung stellt jedoch - anders als beim Papier - eine Herausforderung dar. Derzeit können Signaturen, die mit Schlüsseln der Länge 1024 bit erzeugt wurden, nicht manipuliert werden.
"Aber die Rechner werden immer leistungsfähiger. In einigen Jahren könnte der Schlüssel geknackt und damit die Signatur gefälscht werden", erläutert Herfert. Die digitale Unterschrift wäre wertlos und hätte keinen Beweiswert mehr. Um das zu vermeiden, haben die Fraunhofer-Forscher ArchiSoft entwickelt. Die Software-Plattform nutzt Zeitstempeldienste, um für ein Dokument eine neue Signatur einzuholen, bevor die alte abläuft. Im Laufe der Zeit entsteht so für jedes Dokument eine Kette von Signaturen, die in ihrer Gesamtheit die Beweiskraft der Akten oder Verträge sicher stellen. Die Rechtsgültigkeit dieser Methode wurde in einer Simulationsstudie zusammen mit Anwälten und Richtern nachgewiesen.
Oft enthalten Archive mehrere Hunderttausend Dokumente. Muss jedes einzeln mit einem Zeitstempel versehen werden, steigen die Kosten schnell in die Höhe. "Der Preis für einen Zeitstempel ist zwar gering, aber die Masse machts", sagt Michael Herfert. Deshalb bündelt ArchiSoft erneuerungsbedürftige Signaturen und benötigt nur einen Zeitstempel für eine ganze Reihe von Dokumenten. Das spart Kosten. Mit ArchiSoft können Unternehmen so nicht nur gesetzliche Archivierungsauflagen erfüllen, sondern auch die eigene Archivierung rationalisieren.
Autor: Oliver Küch
Quelle: IDW-Online, 26.09.2005