Laut der Opposition gibt es starke Bedenken gegen die Errichtung der Bundesbehörde. Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Ernst Burgbacher, etwa kritisiert, dass die Koalitionsfraktionen "völlig überstürzt" hätten vorgehen wollen. Jetzt werde die Möglichkeit geschaffen, "über die Strukturen eines Lenkungsgremiums in aller Ruhe nachzudenken." Dies würde dem Mitglied des Innenausschusses zufolge aber "nichts an der Notwendigkeit ändern, den BOS-Digitalfunk so schnell wie möglich einzuführen." Gerade der Terroranschlag in London habe gezeigt, "dass wir die technischen Voraussetzungen für unsere Sicherheitsorgane auf den neuesten Stand bringen müssen." Er rief Schily und die Innenminister der Länder auf, die Einführung des Digitalfunks ohne die Zwischenschaltung der Bundesanstalt sofort zu beschleunigen.
Theoretisch könnte es für die neue Behörde trotz des Signals des Bundesrats noch grünes Licht geben: Der Vermittlungsausschuss soll Anfang September tagen, sodass der Bundestag in seinen letzten beiden Sitzungstagen vor den im Raum stehenden Neuwahlen kurz darauf die Errichtung der Anstalt auch ohne erzielte Einigung mit den Ländern noch durchdrücken könnte. Offiziell zustimmungspflichtig ist der Bundesrat bei dem rot-grünen Gesetz nicht, auch wenn der Aufbau der Behörde angesichts der Sicherheitshoheiten der Länder ohne deren Wohlwollen wenig Sinn machen würde.
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Autor: (Stefan Krempl) / (ssu/c't)
Quelle: Heise online, 08.07.2005