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Freitag, 22.11.2024
Transforming Government since 2001
Es war einer der vielen Programmpunkte der diesjährigen "E-Gov-Days" der Österreichischen Computergesellschaft (OCG): "Digitale Signatur via Smartcard - eine Chance für blinde Menschen?" Kein Vortrag, sondern eine Live-Demonstration, wie gut oder wenig geeignet die elektronische Verwaltung für Sehbehinderte ist. Und das Fragezeichen hinter dem Titel war durchaus berechtigt. Mario Batusic, ein späterblindeter Mitarbeiter der Universität Linz, versucht sich auf dem Podium am digitalen Ausfüllen und Signieren eines Formulars der Sozialversicherung der Gewerblichen Wirtschaft. Er bedient sich eines Displays in Blindenschrift, neben ihm sitzt ein - sehender - Kollege.

Das Eintragen der persönlichen Daten macht keine Schwierigkeiten, auch die geforderte Kontrolle gelingt Batusic tadellos. Als es jedoch um das Zertifizieren geht, muss er seinen Kollegen um Hilfe bitten. Das Signieren selbst schafft Batusic wiederum problemlos.

E-Government-Anwendungen sind natürlich nicht der einzige Bereich der Informationstechnologie, in dem Blinde oder Sehschwache Menschen wie Mario Batusic oft riesigen Hindernissen gegenüber stehen. Das Internet hält hier eine Menge unliebsamer Überraschungen bereit.

"Das Schlimmste sind Java-Applets", sagt Batusic, selbst Programmiere und Mitglied der Instituts "Integriert Studieren" an der Linzer Kepler-Universität. Wenn etwa Links auf eine textlose Grafik führen, kann ein Blinder nichts erkennen. Batusic: "Solche Grafiken müssen textuell ausgestattet sein, damit wir davon etwas haben." Ein anderes Negativ-Beispiel: "Wenn ich ein mit A-Trust signiertes E-Mail erhalte, bekomme ich eine Meldung, die mir sagt, dass ich der Signatur nicht vertrauen kann." In Wahrheit könnte er ihr jedoch vertrauen.

Batusics primäre Kritik an den Verantwortlichen für das österreichische E-Government: Am Beginn der Entwicklung seien behinderte Menschen nicht einbezogen worden. "Beim E-Government wurde nicht gefragt, ober jemand blind ist oder nicht."

Sehbehinderte sind beileibe nicht die einzige Gruppe, die bei elektronischen Anwendungen vor Probleme gestellt sind. Auch Menschen mit motorischen Störungen, die beispielsweise eine Computermaus nicht bedienen können, sind von vielen Anwendungen ausgeschlossen.

Im Magistrat der Stadt Wien arbeitet die »Arbeitsgruppe Style-Guide für E-Government-Formulare« daran, derartige Schwierigkeiten zu mildern. Johannes Mittheisz, Leiter dieser Arbeitsgruppe, weiß um die anstehenden Probleme: "Eine unserer Vorgaben ist, die Funktionalität einer Web-Anwendung auch dann aufrechtzuerhalten, wenn Java abgeschaltet ist." Die entsprechenden Seiten sollen nicht nur den WAI-Richtlinien der Stufe A, sondern auch der - höheren - Stufen AA und AAA gerecht werden.

Mittheisz räumt ein, dass bei manchen E-Government-Anwendungen die Richtlinien der WAI (Web Accessibility Initiative) nicht beachtet wurden. Dies habe etwa dazu geführt, dass Sprachausgabeprogramme deutsche Texte mit englischer Aussprache vorgelesen hätten.

Um die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden, sei nun die Arbeitsgruppe "ExpertInnen Web barrierefrei" in die Erstellung des Style-Guides einbezogen worden, um Behinderten ein Mitgestalten zu ermöglichen.

Großer Wermutstropfen für die Betroffenen: Die behindertengerechte Ausarbeitung von E-Government-Anwendungen muss erst bis Ende 2007 umgesetzt sein. Mittheisz: Einige Portale würden sonst ins Trudeln kommen." Für Mario Batusic, der sich von der elektronischen Verwaltung eine erhebliche Verbesserung in seinen Amtswegen erhofft, ist diese lange Frist ein Rückschlag: "Das ist einfach lächerlich."

Quelle: Computerwelt, 24.03.2004

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