Ein zusätzlicher Baustein der GnuPG-Professionalisierung ist die Zulassung der Software für den Geheimnisschutz. "Der Druck aus der Wirtschaft ist da, Vertraulichkeit auf diese Weise zu gewährleisten", heißt es zur Begründung aus dem Wirtschaftsministerium. Die Chancen stehen gut, dass das zuständige BSI das nötige Placet bald erteilt: Da der Quellcode von GnuPG offen liegt, gilt die Software im Gegensatz zu proprietären Lösungen als besonders transparent. Experten gehen davon aus, dass damit Hintertüren, die sich Hacker, Geheimdienste oder andere Regierungsstellen gern offen halten würden, leichter zu entdecken und zu verhindern sind. Einer formellen Zertifizierung bedarf die Zulassung nicht. Um die Interoperabilität mit anderen, vom BSI gut geheißenen Verschlüsselungs-Mailstandards wie Sphinx oder S/MIME zu gewährleisten, ist eine entsprechende Lösung für GnuPG in Arbeit. Mit der Fertigstellung wird im Frühjahr 2003 gerechnet.
Beobachtern gilt das Fördervorhaben des Wirtschaftsministeriums, das während der gesamten laufenden Legislaturperiode jedes Jahr vier Millionen Euro zur Verfügung stellen soll, als "Nagelprobe" für die Entwicklung einer Gesamtstrategie der Bundesregierung zum verstärkten Einsatz von Open-Source-Software. Bislang führt Freie Software ein Inseldasein in der Verwaltung, obwohl der Kostendruck bei alternativen Lösungen seit der Einführung der umstrittenen neuen Lizenzpolitik Microsofts stark zugenommen hat. Im Bundesinnenministerium gab es in jüngster Zeit nach Meinung von Beobachtern gewisse Anzeichen, dass dort Open Source nur noch bedingt als opportun gilt. So sei beispielsweise ein Gutacher aufgefordert worden, Referenzen auf Ansätze zur Verwendung frei verfügbarer Software aus seiner Arbeit zu streichen. Ein Sprecher von Innenminister Otto Schily betonte gegenüber heise online allerdings, dass im Rahmen einer Projektgruppe im IT-Stab des Hauses nach wie vor "das Potenzial freier und offener Software für die öffentliche Verwaltung entwickelt" werde.
Quelle: Heise Online