Erstmals wurde der Stand von e-Government in der Schweiz auf allen drei Staatsebenen flächendeckend und systematisch untersucht. Eine Studie des Instituts für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus der Universität St. Gallen zeigt, dass oft beachtliche Anstrengungen zur Einführung von e-Government unternommen werden, in der Umsetzungsorganisation aber erhebliche Defizite vorhanden sind. Zudem fehlt es der Verwaltungsführung häufig an politischer Unterstützung. Wenn Staat und Verwaltung ihre Kontakte zu Kunden, Lieferanten und Bürgern über das Internet abwickeln, spricht man von Electronic Government (E-Government). Die neueste Vergleichsstudie der EU zeigt die Schweiz auf dem abgeschlagenen viertletzten Platz in Europa. Dies ist mit ein Grund, das Thema vertiefter zu untersuchen. Im Herbst 2002 sind Bund, Kantone und Gemeinden zum Thema Electronic Government befragt worden. Die Resultate belegen, dass innerhalb und zwischen den Staatsebenen enorme Unterschiede bestehen. Während beispielsweise mehr als ein Drittel der Gemeinden noch immer keine Website hat, bieten vor allem die grösseren Städte bald zu allen Themen Informationen online an.
Das nach wie vor knappe Angebot führt mitunter dazu, dass die Websites in der Regel schlecht frequentiert sind. Mehr als 40 Prozent der Gemeindewebsites verzeichnen weniger als 50 Besuche pro Tag. Unerwartet gross ist der Anteil der Verwaltungen, die nicht wissen, wie oft ihre Websites besucht werden: es sind 35 Prozent der Gemeinden, 59 Prozent der kantonalen Ämter und 29 Prozent der Bundesämter. Noch werden in der Öffentlichkeit zu wenig Anstrengungen unternommen, die vorhandenen Angebote publik zu machen.
Im Verhältnis zu anderen Bereichen ist die elektronische Unterstützung der Zusammenarbeit von Verwaltungseinheiten untereinander gut ausgebaut. 28 Prozent der Gemeinden mit einer Website tauschen Daten mit kantonalen Verwaltungsstellen elektronisch aus, 95 Prozent nutzen E-Mail zur Kommunikation mit der Kantonsverwaltung. Hilfreich dürfte hierbei sein, dass verschiedene Kantone Wert auf den Aufbau solcher Kommunikationsstrukturen legen.
Aber nicht nur der Stand von E-Government wurde untersucht, sondern auch die verschiedenen Wege, die zum Ziel führen sollen. Die vorliegenden Daten lassen zum Teil gravierende Mängel im Management der E-Government-Projekte erkennen. Zuvorderst sticht etwa das Fehlen von Zielvorstellungen oder einer Strategie zum Electronic Government ins Auge. Zu viele Verwaltungen wissen (noch) nicht, was genau der Zweck dieser Anstrengungen sein soll. Über die finanziellen Folgen haben sich ebenfalls nur wenige Gemeinwesen konkrete Gedanken gemacht, und die eher minimalen Ausbildungsaktionen der Kantone und Gemeinden müssten verstärkt werden. Im Hinblick auf die prominent gepriesene Kundenorientierung erstaunt der mangelnde Einbezug der zukünftigen Nutzer in der Gestaltung der Lösungen. Dies sind nach den Autoren der Studie Punkte, die im Zentrum möglicher Verbesserungen stehen müssten.
Bei aller Kritik werden jedoch auch positive Punkte hervor gehoben. Dem Thema wird von Bund und Kantonen eine grosse Bedeutung zugemessen. Die technische Ausstattung der Verwaltungen wird von den Befragten als gut beurteilt, ebenso das Know-how der Mitarbeitenden im Umgang mit den neuen Technologien. Rechtliche Aspekte (z.B. das Fehlen der digitalen Signatur) werden kaum als Hindernis für die Einführung von E-Government empfunden. Schliesslich führt E-Government offensichtlich weniger zu Kosteneinsparungen, als zu Qualitätsverbesserungen für die Kontaktpartner des Staates. Die Verwaltung erweckt den Eindruck, für E-Government gut vorbereitet zu sein allgemein steht man einfach noch am Anfang.
Das E-Government Barometer zeigt den Stand und die Entwicklung des Themas in einem breiten Umfeld auf. Dieselben Fragen werden in einem jährlichen Zyklus wieder erhoben, um die Entwicklung über die Zeit aufzuzeigen. Weiterführende Informationen zum Thema Electronic Government finden sich unter www.electronic-government.ch.
Quelle: Medienmitteilung des Instituts für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus