Schweden und Österreich sind Europas "Musterschüler" beim E-Goverment. In beiden Ländern sind mehr als 80 Prozent der öffentlichen Serviceleistungen online durchführbar. Bei den vollständig elektronisch abwickelbaren Diensten sind Schweden und Österreich sogar die einzigen Länder, die die 70 Prozent-Schwelle durchbrechen konnten. Dies sind die Ergebnisse der E-Government-Studie des IT-Dienstleisters Capgemini, die gestern, Dienstagabend, auf einer Pressekonferenz in Wien präsentiert wurden. "War Österreich 2002 noch auf Platz elf, sind wir nun unter die Top-Drei Europas vorgerückt", freute sich Christian Rupp, Exekutivsekretär E-Government des Bundes. Erste Vorergebnisse der Studie waren bereits gestern von der EU-Kommission in Brüssel bekannt gegeben worden. pte berichtete. Beim Online-Umsetzungsgrad ist Österreich laut Studie mit einem Plus von vier Prozentpunkten (von 83 auf 87 Prozent) Spitzenreiter Schweden (89 Prozent) dicht auf den Fersen und belegt vor Großbritannien (84 Prozent) Platz zwei. Bei den vollständig online verfügbaren Diensten belegt Schweden (74 Prozent) ebenfalls den ersten Rang vor Österreich (72 Prozent) und Finnland (67 Prozent). Damit steht Österreich kurz vor der Stufe der vollen Transaktionsfähigkeit. "Ein weiteres Wachstum wird nur schwer zu erreichen sein", kommentierte Josef Matulka, Mitglied der Capgemini-Geschäftleitung. "Bei machen Dienstleistungen entsteht durch eine Steigerung des Online-Grades kein zusätzlicher Nutzen. Der Reisepass ist in Österreich ohnehin innerhalb von nur 20 Minuten ausgestellt", so Matulka.
Die am besten ausgebauten Dienste sind Einnahmen generierende Angebote. So erzielt der Dienst "Einkommensteuer" mit 91 Prozent Umsetzungsgrad über alle 28 Länder hinweg (Österreich 100 Prozent) einen Spitzenwert, ähnlich wie die "Zollerklärung", der "Umsatz" oder die "Körperschaftsteuer". Am schlechtesten schneiden Serviceangebote rund um Genehmigungen und Konzessionen ab. In den 25 EU-Mitgliedsstaaten plus Island, Norwegen und der Schweiz sind laut Jürgen Tiefenbacher, Leiter Public Services bei Capgemini, nun schon knapp 85 Prozent der öffentlichen Dienstleister online präsent. Bereits 40 Prozent der grundlegenden behördlichen Dienstleistungen können vollständig online abgewickelt werden.
Das Benchmarking beinhaltet auch die Ergebnisse der "neuen" Mitgliedsstaaten der EU. Die "Neueinsteiger" liegen großteils im hinteren Feld. Mit Platz acht schaffte Estland hier als einziger den Sprung in die Top-Ten. Malta und Slowenien liegen über dem Gesamtschnitt. Als Erfolgsrezept für das gute Abschneiden Österreichs gab Reinhard Posch, CIO des Bundes, vor allem die gute Kooperation von Bund, Ländern, Städten, Gemeinden und der Wirtschaft an. "Starke Wachstumsraten sind jedoch nicht mehr zu erwarten", so Posch. "Durch Rahmenbedingungen wie den Datenschutz oder die Tendenz zur Dezentralisierung von administrativen Aufgaben erwarten wir eine Stabilisierung auf hohem Niveau", so Posch. "Die neuen Herausforderungen bestehen in der kundengerechten Abstimmung der Leistungsangebote sowie der Forcierung der Angebote, so Posch.
Autor: Wilhelm Bauer
Quelle: Pressetext Deutschland, 09.03.2005