Statt der angepeilten 200.000 Zertifikate wurde im Vorjahr nur ein Bruchteil verkauft. Nur ein Prozent der E-Government-Angebote werden laut ARGE Daten mit der Bürgerkarte abgewickelt. Aber Eliten sollen ja klein sein.
Was mir vollends unverständlich ist, dass alles was mit Signatur zu tun hat super-kompliziert und super-sicher sein muss. Nur als Beispiel die E-Rechnung: Da muss der Geschäftsführer überprüfen ob die Signatur echt ist. Muss man bei einer Papierrechnung auch die Echtheit des Papiers prüfen? Nein, da reicht es zu prüfen, ob der Faktura auch eine Leistung gegenübersteht. Aber das tut man schon im eigenen Interesse.
Super-kompliziert wird E-Government auch, wenn man versucht etwas mit Bürgerkarte zu tun. Erst muss man jede Menge zusätzlicher Software installieren und dann darf man sich mit Zustellservern herumschlagen. Und auch damit, dass natürlich jedes Amt eine andere Schreibweise der gleichen Person hat – mich gibt es mit und ohne F. mit keinem, einem oder zwei Titeln. Wenn die Version des Amtes nicht mit meiner Bürgerkarte übereinstimmt, dann gibt es eben kein E-Government für mich. Dabei habe ich den Dr. sign. noch gar nicht gemacht.
Alle Anwendungen lassen sich problemlos mit PIN und TAN abwickeln. Und es steht mir frei meine Zugangscodes an andere Personen weiterzugeben, die damit in meinem Auftrag Überweisungen machen können und Finanzamt- oder Grundbuchabfragen tätigen können. Gebe ich meine Signaturkarte weiter, mache ich mich strafbar, verwendet jemand andere meine Signatur ist das ebenfalls ein Straftatbestand. Also, Signatur und Bürgerkarte in Firmen unbrauchbar.
Beim der Signatur-Richtlinie der EU und dem darauf basierenden österreichischen Signaturgesetz haben sich offenbar Juristen gemeinsam mit Techno-Freaks ausgetobt. Ohne Änderung in Richtung Benutzerfreundlichkeit bleibt die Signatur ein Programm für eine kleine exzellente Elite, deren Jahrestreffen ohne weiteres Platz in Gugging hat.
Autor: (peter f. mayer)
Quelle: telekom-presse, 22.03.2006