Heute 30

Gestern 527

Insgesamt 39694564

Samstag, 23.11.2024
Transforming Government since 2001
Digitale Signatur und Bürgerkarte werden nicht akzeptiert. Ein eigener Studiengang in Gugging ist angeblich schon vorgesehen.

Statt der angepeilten 200.000 Zertifikate wurde im Vorjahr nur ein Bruchteil verkauft. Nur ein Prozent der E-Government-Angebote werden laut ARGE Daten mit der Bürgerkarte abgewickelt. Aber Eliten sollen ja klein sein.

Der Grund dafür ist die Undurchschaubarkeit der Funktionalität und die absolute Gebrauchsfeindlichkeit derzeitiger Lösungen. Mit a.sign Premium bekommt man gleich drei neue Codes auf’s Auge gedrückt, einer davon sogar sechsstellig. Es gibt mehrere unterschiedliche Signaturen, deren Funktion und konkrete Anwendbarkeit für Laien oder gelegentliche Benutzer schwer merkbar und undurchschaubar sind. Um bei der Bawag eine Banküberweisung per Signatur durchzuführen, muss man abwechselnd mehrmals den sechsstelligen und den vierstelligen Code eingeben. Am Schluss geht ein Fenster mit allen Daten auf und es wird die Frage gestellt: „Wollen Sie dieses XML-Dokument digital signieren?“ Nein, will ich nicht, ich will ganz simpel eine Banküberweisung durchführen und kehre reumütig zu der komfortablen und verständlichen Methode mit der TAN zurück. Auf ein Signaturstudium (Abschluss Dr. sign.) verzichte ich gerne, selbst wenn ich dadurch Gugging versäume.

Was mir vollends unverständlich ist, dass alles was mit Signatur zu tun hat super-kompliziert und super-sicher sein muss. Nur als Beispiel die E-Rechnung: Da muss der Geschäftsführer überprüfen ob die Signatur echt ist. Muss man bei einer Papierrechnung auch die Echtheit des Papiers prüfen? Nein, da reicht es zu prüfen, ob der Faktura auch eine Leistung gegenübersteht. Aber das tut man schon im eigenen Interesse.

Super-kompliziert wird E-Government auch, wenn man versucht etwas mit Bürgerkarte zu tun. Erst muss man jede Menge zusätzlicher Software installieren und dann darf man sich mit Zustellservern herumschlagen. Und auch damit, dass natürlich jedes Amt eine andere Schreibweise der gleichen Person hat – mich gibt es mit und ohne F. mit keinem, einem oder zwei Titeln. Wenn die Version des Amtes nicht mit meiner Bürgerkarte übereinstimmt, dann gibt es eben kein E-Government für mich. Dabei habe ich den Dr. sign. noch gar nicht gemacht.

Alle Anwendungen lassen sich problemlos mit PIN und TAN abwickeln. Und es steht mir frei meine Zugangscodes an andere Personen weiterzugeben, die damit in meinem Auftrag Überweisungen machen können und Finanzamt- oder Grundbuchabfragen tätigen können. Gebe ich meine Signaturkarte weiter, mache ich mich strafbar, verwendet jemand andere meine Signatur ist das ebenfalls ein Straftatbestand. Also, Signatur und Bürgerkarte in Firmen unbrauchbar.

Beim der Signatur-Richtlinie der EU und dem darauf basierenden österreichischen Signaturgesetz haben sich offenbar Juristen gemeinsam mit Techno-Freaks ausgetobt. Ohne Änderung in Richtung Benutzerfreundlichkeit bleibt die Signatur ein Programm für eine kleine exzellente Elite, deren Jahrestreffen ohne weiteres Platz in Gugging hat.

Autor: (peter f. mayer)

Quelle: telekom-presse, 22.03.2006

Zum Seitenanfang