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Veröffentlicht: 30. November -0001
Am heutigen Samstag ist das österreichische Gesundheits-Informations-Netzwerk (GIN), über das die
e-card-Verrechnung abgewickelt wird, komplett ausgefallen. Ärzte müssen die Verrechnungsdaten ihrer Patienten per Hand notieren. Dies meldet der Österreichische Rundfunk, der einen Vertreter des Hauptverbandes der Sozialversicherungen zitiert: "Wir haben einen so genannten Super-GAU. Unser erstes Rechenzentrum hat keinen Strom, das zweite Rechenzentrum hat ein Problem mit der Datenbank." Beide Rechenzentren werden von Telekom Austria am selben Standort (Arsenal Wien) betrieben. In den vergangenen Wochen hatten Ärztevertreter wiederholt Kritik am E-card-System geübt. Es gäbe laufend Systemabstürze, der Rollout der Anschlüsse verlaufe schleppend, Installationstermine würden nicht eingehalten und es gäbe keine kompetente Unterstützung durch den Hauptverband. Die Supporthotline wird als "Klagemauer" bezeichnet, die inkompetent sei und Rückrufversprechen nicht einhalte. Neben der Höhe der Installations- und Betriebskosten stört auch, dass oft tausende Euro anfallen, wenn die e-card in bestehende Ordinations-Systeme integriert wird. Der Zeitaufwand für die Abrechnung soll sich wesentlich erhöht haben, die zusätzlichen Wartezeiten zu Umsatzrückgängen führen. Immer wieder sollen Versicherte als nicht versichert ausgewiesen worden sein. Der Hauptverband wies die Anschuldigungen zurück, sah die Schuld bei den Ärzten oder sprach von Einzelfällen.
Sozialhilfeempfänger, obwohl versorgungsberechtigt, bekommen prinzipiell keine Chipkarte und müssen peinlichen bürokratischen Aufwand über sich ergehen lassen. Der Hauptverband hat in diesem Zusammenhang die Ärzte aufgefordert, ihre Honorare zu senken. Anfang August waren 23.000 fehlerhafte Chipkarten an Rentner verschickt worden. Die Betroffenen müssen sich vor Auslandsreisen wieder Auslandskrankenscheine besorgen.
Gut die Hälfte aller 11.700 niedergelassenen Krankenkassen-Ärzte Österreichs hat bereits einen Anschluss an das GIN von Inode, Priority Telecom, Telekom Austria oder Tele2UTA. In Krankenhäusern und Rehabilitationseinrichtungen wird die e-card noch kaum genutzt.
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Autor: (Daniel AJ Sokolov) / (mw/c't)
Quelle: Heise online, 24.09.2005