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Transforming Government since 2001
Neues Datensystem: Zwischen Skepsis und Euphorie

Die klamme Kreiskasse gibt immerhin 100000 Euro für die Beschaffung eines so genannten Dokumentenmanagementsystems (DMS) her. Erhebliche Zweifel an dessen Notwendigkeit äußert die CDU, die SPD sieht mit DMS die Möglichkeit, so viel Geld zu sparen, dass der Kreis "irgendwann" der Schuldenfalle entkommt.

Um nicht in den Fachjargon zu verfallen, müsste man das Ganze wohl elektronische Regierung nennen. Was unheimlich klingt, soll aber Personalkosten sparen und dem Bürger Wege abnehmen. Per eGovernment hätte jeder Amtsmitarbeiter jederzeit Zugriff auf die elektronisch erfassten Vorgänge auch anderer Behörden. Dann bräuchte der Bürger nämlich nicht mehr von Amt zu Amt laufen. Das erledigt der Beamte an seinem Computer für ihn – auf der Datenautobahn. Und vielleicht darf der computerbesitzende Bürger das eines fernen Tages sogar selbst. Weil es ein entsprechendes Modellprojekt in Westmecklenburg gibt, der Landkreis den Anschluss nicht verpassen möchte, soll jetzt das DMS flächendeckend eingeführt werden.

Das ist allerdings eine Begründung, die der CDU-Kreistagsabgeordnete Dr. Hans-Heinrich Uhlmann "überhaupt nicht verstehen kann". Der Dalberger äußert "erhebliche Zweifel", ob Transparenz, Abrechenbarkeit und Erreichbarkeit "mit dem System überhaupt leistbar" sind. SPD und PDS erwarten "auf längere Sicht" Einsparungen und eine effizientere Verwaltungsarbeit. "Wenn es irgendwann einen Haushaltsausgleich gibt, dann mit DMS", schmetterte Landrat Erhard Bräunig (SPD) dem CDU-Mann entgegen. Die Uhlmannsche Frage, wann sich DMS amortisiere, konnte Bräunig allerdings nicht beantworten.

Warum das System notwendig sei, rechnet die Verwaltung so vor: Innerhalb der nächsten zehn Jahre finde wegen des hohen Durchschnittsalters der Beschäftigten ein starker Personalabbau statt. Selbst wenn 50 neue Mitarbeiter eingestellt werden, reduziere sich das Personal um 25 Prozent. Entsprechend müsse die Effizienz steigen.

Bei verkürzten Prozessen soll sich DMS sogar kurzfristig selbst tragen. Die Befürworter rechnen so: Wenn pro Tag 15000 Euro Verwaltungsgebühren erhoben werden, bringen von DMS um durchschnittlich fünf Tage verkürzte Prozesse 75000 Euro.

Das konnte der Personalrat nicht nachvollziehen. Er kam zu dem Schluss, dass die Einführung gegenwärtig aus "Wirtschaftlichkeitsgründen" und wegen der "Unausgereiftheit" nicht möglich sei.

Autor: Udo Mitzlaff

Quelle: SVZ Online, 13.09.2005

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