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Samstag, 23.11.2024
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E-Commerce-Start-ups versuchen sich in Schwellenländern an neuartigen Formen des elektronischen Einkaufs.

In den meisten Regionen der Welt beginnt das Shopping im Netz mit dem Aufruf des gewünschten Online-Ladens in einem Internet-Browser oder dem Eintippen des Namens ersehnter Produkte in eine Suchmaschine. Menschen aus Ländern, in denen Internet-PCs eine Seltenheit sind, müssen dementsprechend draußen bleiben. Das Start-up Slimtrader aus dem amerikanischen Seattle will nun auch diese Märkte mit digitalen Einkaufsmöglichkeiten beglücken: mit Online-Shopping per SMS.

Ähnlich wie bei einem konventionellen E-Commerce-Angebot basiert Slimtrader auf einer interaktiven Datenbank, die Inventar, Bestellungen und Bezahlvorgänge verwaltet. Der wichtigste Unterschied zu Amazon & Co. ist die Art des Zugriffes durch die Nutzer. "Statt mit einem Computer nach einem Produkt zu suchen, erlauben wir es dem Kunden, das Angebot eines Händlers mittels Kurznachricht abzufragen", erläutert Firmengründer Femi Akinde. "Auch das Suchergebnis kommt so zum Kunden. Und er kann per SMS dann gleich bestellen."

Hauptzielgruppe des Dienstes sind Menschen in Ländern, in denen das Shopping-Erlebnis im "Real Life" bislang eher ungemütlich ist – wo man oft Schlange steht und stets mit Bargeld bezahlen muss. Slimtrader-Transaktionen werden dagegen per Post abgewickelt und über das hinterlegte Mobilfunkkonto abgerechnet. Auf Wunsch sind auch Einkäufe mittels konventioneller Prepaid- und Kreditkarte möglich.

Zu den Partnern des Start-ups gehören bereits einige große Namen wie Microsoft und T-Mobile. Seit Juli erledigt das Unternehmen den Verkauf elektronischer Tickets für die nigerianische Fluglinie Aero, die so die Anzahl der Cash-Zahlungen reduzieren will, die in dem Land derzeit noch den Hauptteil des Reisegeschäfts ausmachen. Im Oktober soll auch ein großes Fährunternehmen hinzukommen, das Uganda und Tansania über den Viktoriasee miteinander verbindet. Nutzer können dann per SMS den Fahrplan abfragen oder gleich Schiffspassagen buchen.

Slimtrader gehört zu einer Handvoll Start-ups, die momentan versuchen, das große Wachstum im Mobilfunkmarkt in Afrika und anderen Entwicklungsregionen für neue Dienste zu nutzen. Da sie dabei oft auch helfen wollen, fehlende Infrastrukturen aufzubauen und sich an Menschen aus armen Verhältnissen richten, werden diese Firmen gerne auch "soziale" Unternehmen genannt. Da passte es gut, dass Akinde Slimtrader kürzlich auf der "Social Capital"-Konferenz in San Francisco vorstellte.

Doch das bedeutet nicht, dass sich mit solchen neuen Diensten kein Geld verdienen lässt. Rachel Payne, Country-Managerin für Google in Uganda, nennt als Beispiel den kenianischen Dienst M-Pesa, der in Zusammenarbeit mit dem Mobilfunkriesen Vodafone läuft. Er erlaubt Bankgeschäfte und das Bezahlen per Handy fast im ganzen Land – auch hier per SMS. Und M-Pesa wächst rasant: Mit fast zehn Millionen Nutzern könnten in diesem Jahr bis zu 20 Prozent des Bruttoinlandsproduktes über die Plattform fließen.

"Es gibt einfach eine gigantische Nachfrage, die mit neuen Diensten und Plattformen befriedigt werden könnte", sagt Payne. Auch Google ist in Afrika mit mobilen Anwendungen vor Ort – etwa im Gesundheitsdatenbereich. Und zwar durchaus auf Profit ausgerichtet: "Wir behandeln das wie jede andere Investition in einem neuen Bereich. Wenn der Markt groß genug ist, gibt es immer Möglichkeiten zur Monetarisierung – und es handelt sich hier um einen sehr großen Markt."

Firmen, die Dienste im E-Commerce-Bereich anbieten, wie es Slimtrader tut, haben es recht einfach, mitzuverdienen – sie lassen sich einfach einen Anteil der Zahlungen, die über ihre Plattformen laufen, als Gebühren ausschütten. Amy Klement, die beim Investmentfonds Omidyar Network für den eBay-Gründer Pierre Omidyar Geld anlegt, sieht interessante neue Modelle. "Ich habe ein gutes Gefühl, was Datendienste in Entwicklungsländern anbetrifft." Erfahrungen, die mit SMS-basierten Angeboten gesammelt werden, können später auch bei Smartphone-Anwendungen genutzt werden - denn auch in Entwicklungsländern werden die Netze langsam auf 3G-Geschwindigkeit ausgebaut.

David del Ser, dessen Start-up Frogtek solche mobilen Anwendungen entwickelt, sieht auch ein Potenzial im Business-to-Business-Bereich. So könnten Inhaber kleiner Läden ein kostengünstiges Smartphone dazu nutzen, ihr Inventar und ihre Buchhaltung zu verwalten. Frogtek arbeitet dazu derzeit an einer Android-App inklusive kostengünstigen Barcode-Lesegeräten. Händler, die bisher nur sehr rudimentär Buch führen, könnten davon viel profitieren.

Die anfallenden Daten könnten aber auch Großkonzerne interessieren. So weiß etwa Coca Cola nicht immer, was mit seiner Ware in Entwicklungsländern konkret passiert, wo am meisten verkauft wird und wo Nachschub fehlt. Froyteks erster Markt für die Händler-App soll Kolumbien sein.

"Das Fehlen normaler PCs und Laptops in diesen Weltregionen sorgt dafür, dass Smartphones einen hohen Wert haben", sagt del Ser. Er glaube, dass sich die Geräte sehr schnell unter kleinen Geschäftsleuten verbreiten werden.

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Autor(en)/Author(s): Tom Simonite

Quelle/Source: Technology Review, 14.10.2010

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