Es ist eine stille Revolution in der Welt der Brandenburger Kartographen - doch die Nutzer der faltbaren Wegweiser spüren mehr und mehr ihre Auswirkungen. Von Süden nach Norden werden die amtlichen topographischen Kartenwerke der "Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg" derzeit mit völlig neuer Grafik herausgegeben. Bereits ein Drittel der Fläche Brandenburgs wird von den neuen Karten mit den meisten Details - Maßstab 1:10 000 - erfasst. "Wir sind vor den Toren der Städte Brandenburg und Potsdam angekommen", sagt der Sprecher der Landesvermessung Oliver Flint. Druckfrisch verfügbar ist das Blatt "3643-NO Werder (Havel)", bis Ende des Jahres sollen laut Flint auch die Detailkarten für die Stadtgebiete Potsdam und Brandenburg vorliegen. Bereits erhältlich in Kartenform sind Cottbus und Frankfurt (Oder).
"Der Umstieg auf ein neues Erscheinungsbild wird für Kartennutzer zunächst unverständlich sein", vermutet Flint, "die Vorteile sind nicht sofort augenscheinlich." Die Experten der Landesvermessung sind aber vom höheren Gebrauchswert der veränderten Karten überzeugt.
Allein die vollständige Darstellung aller Straßennamen auf den Blättern mit dem Maßstab 1:10 000 bringe bei der Orientierung große Vorteile. Außerdem seien die Karten aktueller, weil sie erstmals aus Datenbanken abgeleitet wurden. "Die bundesweit einheitliche Umstellung auf digitale Datenerfassung seit Anfang der 90er Jahre hat auch in Brandenburg ein neues Zeitalter der amtlichen Kartographie eingeläutet", erklärt Oliver Flint. Die Zeiten von Feder und Tusche seien lange vorbei, auch graviert werde heutzutage nicht mehr. Die Grundlagen zur Erstellung einer Karte werden am Computer erfasst und im so genannten Digitalen Landschaftsmodell, die Höheninformationen im Digitalen Geländemodell gespeichert. "Die Änderung der Kartengrafik hängt mit der Umstellung der Herstellungstechnologie zusammen", so Flint.
Historisch gesehen sei dies jedoch keine Seltenheit. Umstellungen habe es im Maßstabsbereich 1:25 000 in den vergangenen 200 Jahren mehrfach gegeben. So seien im 19. Jahrhundert die Urmesstischblätter erstmals nach einem einheitlichen Zeichenschlüssel, aber als handgezeichnete Unikate farbig erstellt worden. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts waren die Karten dann wieder einfarbig. Zu Zeiten der deutschen Teilung gingen auch die Kartographen getrennte Wege, bis nach der Wiedervereinigung eine Anpassung erfolgte.
Die Landesvermessung hat parallel zu den Detailkarten auch schon 26 Blätter der Maßstabsreihe 1:25 000, die den Süden Brandenburgs abdecken, mit neuer Grafik herausgebracht. Die Maßstäbe 1:50 000 und 1:100 000 sollen laut Flint ebenfalls noch folgen.
Autor: Jürgen Stich
Quelle: Märkische Allgemeine, 22.06.2005