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Beteiligt sind Telekom-Tochter T-Systems und HSH

Die Einführung der neuen Software "Meso" in den Bürgerämtern in der Bundeshauptstadt Berlin führt zur Verdoppelung der Bearbeitungszeiten und zu langen Schlangen. Bei der Schnittstelle zur Polizei kommt es zu monatelangen Verzögerungen, erklärte Thomas Birk, Sprecher für Verwaltungsreform bei Bündnis 90/Die Grünen, heute in Berlin. Meso (Meldung Einwohner Software) wurde am 4. Oktober in den 46 Bürgerämtern der Stadt eingeführt und löste ein System von 1976 ab. Entwickelt wurde Meso laut Medienberichten von der Telekom-Tochter T-Systems und der Software-Firma HSH. "Für T-Systems kann ich sagen, dass wir mit der Entwicklung der Standard-Software Meso nichts zu tun hatten", erklärte T-Systems-Sprecher Stefan König gegenüber de.internet.com. Bei der Einführung des Systems habe T-Systems im Wesentlichen koordinierende Funktionen übernommen und dafür gesorgt, dass die Altdaten in das neue System überspielt wurden. König: "Das ist zur Zufriedenheit unseres Kunden auch geschehen".

Ronald Schäfer, Vize-Amtsleiter Bürgerdienste in Mitte, sprach von einem "Ausnahmezustand" und "katastrophalen Verhältnissen" in den Bezirken. Damit setzt sich die Geschichte der Pleiten, Pech und Pannen bei der Einführung neuer Software in der Berliner Verwaltung fort: Das millionenschwere POLIKS-Programm der Polizei erwies sich nach seiner Einführung als überlastet. Erst kürzlich wurde die einheitliche Software für Finanzbehörden FISCUS aufgegeben, in die das Land Berlin mindestens 23 Millionen Euro investiert hatte.

Birk: "Berlin setzt immer wieder auf neue teure Programme, die sich schließlich als wenig effizient oder untauglich erweisen. Angesichts der Berliner Haushaltslage ist dieses IT-Gebaren unverantwortlich." Er forderte den Senat auf zu prüfen, ob nicht in anderen Bundesländern bereits laufende Programme schneller und reibungsloser eingesetzt werden können als immer wieder auf teure Neuentwicklungen zu setzen.

Innenstaatssekretär Ulrich Freise, in der Verwaltung von Senator Ehrhart Körting (SPD) auch zuständig für Informationstechnologie, hatte unlängst die neue Software noch als "leicht zu bedienen und günstiger zu warten" gelobt. "Dadurch wird Steuergeld gespart - und Bearbeitungszeiten werden kürzer." Pro Jahr würden so "mehrere hunderttausend Euro" an Betriebskosten eingespart, sagte er.

3,9 Millionen Euro kostete die Umstellung der Datenbestände für das Melderegister, für Reisepässe und Ausweise, für Lohnsteuerkarten und das Wählerverzeichnis. Auch die Kfz-Zulassung wird jetzt über das landeseigene IT-Dienstleistungszentrum (ITDZ) abgewickelt, in diesem Jahr soll das Ausländerregister hinzukommen, im Herbst 2006 dann das Führerscheinregister, berichtete die 'Berliner Zeitung' unlängst. Rund ein Terabyte wird das Datenvolumen dann groß sein.

Autor: (as)

Quelle: de.internet.com, 13.10.2005

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